Windkraft in Berg

Dienstag, 23. September 2014

Der Windkraft-Beschluß: die Einzelheiten


Die geplanten Windkrafträder von Farchach aus gesehen

Außer dem prinzipiellen Entschluss, die Windkraftplanungen in Eigenregie weiterzuführen, hat die Gemeinde Berg gestern noch einige andere Weichen gestellt.

Zum einen soll der "Bürgerwindpark Berg" als GmbH & Co. KG geführt werden. Die Gemeinde Berg als Gesellschafter einer "Windpark Berg Verwaltungs GmbH" bestimmt einen Geschäftsführer und kontrolliert diesen über einen Aufsichtsrat, dem 5 Mitglieder, darunter die 3 Bürgermeister von Berg, angehören sollen. Sie haftet mit den 25.000 € Pflichteinlage in die GmbH. Die QUH hatte Zweifel, ob dem Aufsichtsrat obendrein noch - wie von Bürgermeister Monn vorgeschlagen - der Kämmerer und der geschäftsführende Beamte angehören sollten. Die GR Kaske und Grundmann bemängelten, dass die Verwaltung dann automatisch eine Mehrheit in dem Gremium haben würde. Jetzt sollen auch unabhängige, auswärtige Mitglieder benannt werden. Als vorläufiger Geschäftsführer wurde Ingenieur Robert Sing berufen.

Die Bürger können sich über die ebenfalls zu gründende Kommanditgesellschaft, die gut 6 Millionen € Eigenkapital auftreiben will, mit Beträgen beteiligen, die nach oben und unten gedeckelt sind. Kleinere Beteiligungen sind obendrein über die Energiegenossenschaft Fünfseenland möglich, die erwägt, als Kommanditist einzusteigen. Erste Anfragen über die - steuerbegünstigten - Beteiligungen sind angeblich bereits eingegangen. Die Gesamtinvestition wird derzeit mit 20 Millionen für 4 Windräder beziffert. Finanzierungszusagen von Banken wurden eingeholt. Die Gemeinde selbst wird sich nicht neu verschulden. Im Gegenteil: Die Gemeinde Berg plant energieautark zu werden UND schuldenfrei zu bleiben.


Die geplanten Windräder von Starnberg aus gesehen

Verhindert werden könnte das Projekt noch von der Klage einiger Neufahrner Bürger gegen die Genehmigung. Diese hat eine aufschiebende Wirkung. Dagegen hat der Berger Gemeinderat nun - ebenfalls mit 17:2 Stimmen - beim Landratsamt den Antrag auf "Sofortvollzug" gestellt, da man bereits nächsten Monat mit den Rodungen beginnen möchte, die wegen artenschutzrechtlicher Bestimmungen nur im Oktober und November möglich sind. Normalerweise stimmt die Behörde solchen Anträgen zu. Wenn gegen diese Zustimmung weiter geklagt wird, kommt es zu einem Eilverfahren vor dem Verwaltungsgericht.


Sogar vom Münchner Fernsehturm aus werden die Berger Anlagen "auf Augenhöhe" zu sehen sein. Das Restaurant des Fernsehturms liegt auf 181m.

Am heutigen Dienstag veranstaltet die Berger SPD im Müllers auf der Lüften um 20 Uhr einen Informationsabend zum Thema "Klimawandel - Klimakatastrophen: Prognosen und notweniges Handeln" - Vortragender wird sein der Geophysiker Prof. Dr. Martin Dameris von der DLR.

Die Bilder von der Ansicht der Windräder (Rotorhöhe 207m) stammen vom "Aviator", der die fehlgeschlagene Unterschriftenaktion für ein Bürgerbegehren gegen die Räder in Berg koordiniert hat.

Im zivilisierten Rahmen der Demokratie ...

… verlief am ungewohnten Montagabend die entscheidende Sitzung darüber, ob die Gemeinde Berg sich weiter für die genehmigten Windkraftanlagen in den Wadlhauser Gräben (die ja eigentlich ein Höhenzug sind) engagieren soll.


Die erwarteten Proteste vor der Tür

Wie erwartet fanden sich vor der Tür und im Ratssaal viele Neufahrner Gegner (und auch einige neugierige Berger). Allerdings hatte man schon vor der Sitzung den Eindruck, als ob beide Seiten von den wochen-, monate-, ja jahrelangen Auseinandersetzungen um das Projekt etwas ermüdet waren. Man kennt sich inzwischen gegenseitig und auch die Argumente. Entwickelt sich da gar etwas Respekt vor dem Andersdenkenden - eine der größten Tugenden der Demokratie?

BGM Monn eröffnete die Sitzung mit dem bekannten Ritual: "Ich begrüße Sie und unsere zahlreichen Zuhörer und stelle fest, dass zu der heutigen Sondersitzung des Berger Gemeinderates frist- und formgerecht eingeladen wurde". Entschuldigt fehlten die Gemeinderäte Schmid und Reiser (der sich zuvor noch schriftlich bei den Kollegen Pro Windkraft ausgesprochen hatte).

Dann fasste BGM Monn die Geschichte der letzen vier Jahre noch einmal kurz und nüchtern zusammen. 2009 habe der Gemeinderat sich das Leitbild gegeben, bis 2020 energieautark zu sein. Wegen des Antrags auf ein privates Windrad eines bekannten Berger Bürgers sah man sich gezwungen, einen Teilflächennutzungsplan aufzustellen, wo in der Gemeinde Windräder gebaut werden dürften (und vor allem: wo überall nicht).

(Was der Bürgermeister nicht erwähnte: 2011 fand auf einer QUH-Verantaltung zur Energiewende "denkwürdig offen und über alle Parteigrenzen hinweg" eine Veranstaltung im Hotel Schloss Berg statt, in der zum ersten Mal die Möglichkeit erwähnt wurde, "2 bis 3 ... höchstens 4 Windräder in Berg" zu errichten (der Artikel über die Veranstaltung, auf der alle entscheidenden Weichen bereits gestellt wurden, findet sich hier: http://quh.twoday.net/stories/2-bis-3-hoechstens-4-windraeder-in-berg/ ).

Der entscheidende Teilflächennutzungsplan wurde am 14.2.2012 genehmigt. Berg sicherte sich in dem Gelände damals schon geeignete Grundstücke. BGM Monn wiederholte sein Credo: Von Anfang an sei es darum gegangen, "wo und nicht ob" in Berg Windräder gebaut werden dürfen. Dem widersprächen auch nicht die diversen Wahlversprechen der Landes-CSU, (10H), von denen - entgegen der vollmundigen Versprechen - nicht klar ist, wann und wie sie Gesetz werden könnten.

Am 31.7.2014 hat das Landratsamt schließlich die Genehmigung für vier Windräder des Typs Enercon 115 genehmigt. Mit Beteiligung von Banken wurden die zugrundeliegenden Gutachten auf Plausibilität und Finanzierbarkeit überprüft. Nun gelte es zu entscheiden. Berg habe bis zum heutigen Tag 242.000 € in die Planungen investiert.

GR Dr. Haslbeck fasste daraufhin noch einmal seine bekannten Gegenargumente zusammen, die darauf hinauslaufen, dass er dem Bayerischen Windatlas mehr glaube als bestellten Gutachtern. Er warf diesen vor, sie hätten ihre Ergebnisse "tendenziös nach oben geschönt". … es gab Beifallskundgebungen, von denen - ebenso wie vom Gegenteil - BGM Monn bat "Abstand zu nehmen", da er sonst den Saal räumen lassen müsse. Dazu gab es an diesem höchst vernünftigen Abend allerdings keinen Anlass.

GR Dr. Ammer fragte noch, was denn passieren würde, wenn der Gemeinderat heute die weiteren Planungen ablehnen würde. Er wusste die Anwort, die er bekam, selbst: "Die Investoren stehen Schlange".

In der anschließenden namentlichen Abstimmung stimmten die Räte Reichart, Fink, Sewald, Haseneder (EUW), Gastl-Pischetsrieder, Hlavaty (CSU), Kaske, Link, Grundmann, Ammer (QUH), Galloth (Grün), Galloth, Fuchsenberger. Streitberger (SPD), Sokolowski (FDP), Steigenberger (BG) und BGM Monn namentlich, in dieser Reihenfolge, manche mit etwas zitternder Stimme, für das Projekt. Haslbeck, Wammetsberger (CSU) hatten es sich nach 4 Jahren, in der sie stets für das Unterfangen gestimmt hatten, anders überlegt.

Um 20.00 Uhr - pünktlich zur Tagesschau - war der öffentliche Teil der Sitzung beendet. Berg plant eine GmbH & Co KG mit großer Bürgerbeteiligung. In den TV-Nachrichten kam die Entscheidung nicht. Dafür stehen schon zu viele Windräder in Deutschland … oder wie die "New York Times" es letzte Woche bezeichnete: "the germans call it energiewende".


Rekordzuschauerzahl im Berger Gemeinderat

Montag, 22. September 2014

Heute Grundsatzbeschluss


Die Referenzwindkraftanlagen für die Gutachten

In einer halben Stunde tagt der Berger Gemeinderat öffentlich zum Grundsatzbeschluss über den Bau der genehmigten Windkraftanlagen.

Oben sehen Sie eine Grafik, auf der ersichtlich wird, wo die WKA stehen, deren Messwerte in die Gutachten eingeflossen sind.

Das IB Sing erläutert dazu:
"Die Fa. RSC GmbH, Dr. Guttenberger, hat in 2012 vom 09.Mai bis 30.September Windmessungen (LIDAR) im Projektgebiet ausgeführt. Die Messungen liefern Winddaten in den Höhen zwischen 40 und 200 m in 10m-Schritten. Diese Messungen wurden mit den Betriebsdaten (Windgeschwindigkeit, Windrichtung, etc.) von fünf in Hauptwindrichtung vorgelagerten WEAs wie Denklingen 1 (Datensatz über 9 Jahre), Denklingen 2 (Datensatz über 8 Jahre), Krämoos (Datensatz über 2 Jahre), Peiting (Datensatz über 10 Jahre) und Jengen (Datensatz über 9 Jahre) verglichen und in Relation gesetzt (siehe Abbildung unten). Daraus und mit Hilfe der Langzeitdaten (MERRA-Daten der NASA) über den Zeitraum 1992 bis 2012 (20 Jahre) wurde dann der Ertrag am Standort Berg, Wadlhauser Gräben über eine Modellsimulation berechnet. Der TÜV-Süd hat im Übrigen auf gleichem Wege das erste Gutachten erstellt.

Diese umfangreichen Berechnungen sowie die ausgeführten Messungen für den Standort Wadlhauser Gräben übersteigen den Genauigkeitsgrad des aktuellen „Bayerischen Windatlas“ bei weitem.
"

Samstag, 20. September 2014

Die Neufahrner Luftschiffer

Mit Hochseeangelschnüren haben Neufahrner Windkraftgegner heute zwei gut 2m große rote Wetterballons in der Nähe der geplanten Windkraftanlagen in Stellung gebracht, um die Höhe der Anlagen zu simulieren. Mit dem Traktor brachte man die Ballons in den Wadlhauser Wald.

Zumindest die Kühe hatten sich mehr erhofft.

Vor Ort wurde behauptet, die Ballons würden auf Nabenhöhe in 149m Höhe schweben; im Internet waren 210m angekündigt worden. Die Höhe war aus der Nähe betrachtet so beeindruckend wie vermutet. Allerdings waren die Ballons bereits aus einiger Entfernung nur schwer zu entdecken.


2m Wetterballon in mindestens 150m Höhe (Bildmitte oberes Drittel)

Die QUH Gemeinderäte Elke Link & Andreas Ammer wollten sich vor Ort ein Bild machen. Sie wurden zunächst überrascht begrüßt, dann mit zunehmender Laustärke erst als schlechte Nachbarn bezeichnet und dann - als man die bekannten Argumente austauschte - einfach als verlogen beschimpft.

Die Ballons geben - aus rechtlichen Gründen - nicht genau den Standort der Windräder wieder. Diese Karte von der Internetseite http://gegenwind-starnberg.de zeigt, wo sie (rot) im Verhältnis zu den WKAs (gelb) sich befinden.

Montag, 15. September 2014

Wind in den Haaren / Der Gemeinderat auf Exkursion

Am Samstag machte sich der Berger Gemeindrat auf die Reise, um zwei Windkraftprojekte zu besichtigen: in Lamerdingen werden gerade zwei WKAs in der auch in Berg geplanten Größe errichtet. Im Bidingen, wo man bereits auf 12 Jahre Windkrafterfahrung zurückblicken kann, baut die Gemeinde gerade in Eigenregie ein Windkraftrad … um die Kommune aus den Schulden zu befreien. Man will den Profit nicht länger Investoren überlassen.

Erster Stop: Lamerdingen, wo der Windkraftbeauftragte der Gemeinde, Herr Robert Sing, - mit beträchtlichem Eigenanteil - zwei Anlagen in Bürgerhand errichtet. Mindestbeteiligungssumme 5000 €. Nach anfänglichem Zögern brachten 90 Bürger in kurzer Zeit für zwei Windräder 30 % Eigenkapital auf.


Die Windkraft-Baustelle Lamerdingen

Der Gemeindrat machte sich ein Bild von den Dimensionen und befragte die Verantwortlichen vor Ort über Windstärken, Kosten, Akzeptanz, den Fortgang der Bauarbeiten.


Gemeinderäte vor der halbfertigen WKA Lamerdingen ...


… und in ihrem Inneren.


"Wär das nichts für den Bauhof?" - Die stellvertretenden Bürgermeister Elke Link (QUH) und Andi Hlavaty (CSU) vor Deutschlands größtem Kran (210 t), mit dem das Bauwerk, das im Oktober ans Netz gehen soll, errichtet wird.


In gut 1200 m Entfernung das Dorf, dessen Anwohner die Anlage finanziert haben (ganz klein - links oberhalb des Erdhaufens - erkennt man mit Mühe am Horizont den Kirchturm).


Zweierlei zeigt dieses Bild. Erstens: Proteste gibt es auch hier. Sie werfen den Betreibern nicht Misswirtschaft, sondern Profitgier vor. Zweitens bemerkenswert: über diesen Feldweg wird die ganze Anlage (inklusive Kran) angeliefert. Rechts im Bild der halbfertige Turm.


Dann ging es weiter ins 50 km Luftlinie von Berg gelegene Dorf Jengen im Ostallgäu, wo bereits seit 12 Jahren eine kleinere, 100 m hohe Anlage steht (deren Daten auch in die Berger Windprognosen eingeflossen sind). Auch hier versprach der Windatlas nicht unbedingt beste Bedingungen. Nebenan in Bidingen werden 2 neue Anlagen gebaut.


Der Windatlas orakelt für Bidingen Windgeschwindigkeiten in 160m Höhe um 5,4; erzielt werden durchschnittlich 6,0; für den Höhenzug der Wadlhauser Gräben werden 5,3 angegeben; Messungen ergaben 5,9 bzw. 6.0.
http://geoportal.bayern.de/energieatlas-karten/?2&marker=true&lon=4404757&lat=5299885&zoom=6&base=1&theme=6102

Die bereits 12 Jahre nach der Inbetriebnahme abgezahlte Anlage läuft so gut, dass sich die (überschuldete) Gemeinde Bidingen auf Grund ihrer Erfahrungen entschloss, auf eigene Kosten ein gemeindeeigenes Windkraftrad zu bauen, um den Haushalt zu sanieren (Ein Windkraftrad in Bürgerhand entsteht obendrein; auch in der 1696-Seelen-Gemeinde fanden sich in wenigen Wochen genug Bürger, die 30 % Eigenkapital, gut 1,5 Mio. €, aufbrachten; das Modell ist das gleiche wie in Berg).


Der ehrenamtliche Bürgermeister von Bidingen, Elektroingenieur Franz Martin, erläutert den Finanzplan …


… man prognostiziert auf Grund der jahrzehntlangen Erfahrungen in 20 Jahren abzüglich aller Kosten bei 100%iger Finanzierung gut 2,5 Millionen € Gewinn für 4,7 Millionen Investition.


Wissbegierige Gemeinderäte am Wochenende

Samstag, 13. September 2014

Fragen zur Windkraft / Pt. 3

Fragen an Herrn Sing:

Heute die letzte Folge der Fragen an den Windkraftbeauftragten der Gemeinde, Herrn Sing. Diesmal geht es um die wichtige Frage der Volllaststunden und um sein persönliches Engagement in die Windkraft.

Frage1) Ist es so, dass die Windkraftanlagen in Deutschland nach ca. 1000 Jahresstunden 40% und 4000 Jahresstunden 80% ihres Jahresoutputs erzeugt haben? Das würde ja bedeuten, dass in den anderen 5000 Stunden des Jahres WKAs praktisch keinen Beitrag zum Energiemix liefern?

Robert Sing: Es treten in der Erzeugung von Windenergie große Unterschiede zwischen Sommer- und Winterhalbjahr auf. Letzteres ist wesentlich ertragsreicher (bis zu 70 % des Jahresertrages). Dadurch wiederum ergänzen sich Windenergie und Photovoltaik hervorragend. Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund der in Süddeutschland installierten Photovoltaikleistung von über 10 Gigawatt. Des Weiteren ist der Strombedarf in Deutschland im Winterhalbjahr deutlich höher als im Sommerhalbjahr.


Frage 2) Sie haben wohl einmal erklärt, dass Sie an unwirtschaftlichen Anlagen kein Interesse haben. Hängt Ihre Vergütung denn davon ab, dass die Anlage später wirtschaftlich ist? Wenn nicht, ist dann nicht der Planungsauftrag selbst ihr Interesse?

Robert Sing: Die Erfüllung eines Planungsauftrages für einen Standort, der aus heutiger Sicht nicht wirtschaftlich betrieben werden kann, entspricht nicht unserer Planungsmoral. Des Weiteren wäre ein solches Vorgehen geschäftsschädigend und fern von jeglicher nachhaltiger Unternehmensphilosophie.


Frage 3) Bei wie vielen der von Ihnen geplanten WKA sind Sie auch persönlich involviert bzw. haben Sie persönlich investiert?

Robert Sing: Ich bin bei mehreren von der IB-Sing GmbH geplanten Projekten im Raum Schwaben privat beteiligt. Öffentlich kann ich an dieser Stelle die Beteiligung an dem in meiner Heimatgemeinde derzeit in Errichtung befindlichen Bürgerwindprojekt (2 WEA) nennen. Aus privatem Kapital stelle ich hier 15 % der insgesamt erforderlichen 3,0 Mio. Eigenkapitalanteil. Meine beiden Kompagnons, die mit mir die Komplementär-GmbH bilden, sind ebenfalls mit einem privaten 15 %-Anteil beteiligt. Als Projektinitiatoren stellen wir somit 45 % des erforderlichen Eigenkapitals. Den Mehrheitsanteil von 55 % stellen rund 90 Kommanditisten. Davon wiederum sind rund 70 Kommanditisten Privatpersonen aus meiner Heimatgemeinde sowie den umliegenden Nachbargemeinden.

Die QUH dankt für die ausführlichen Antworten.

Freitag, 12. September 2014

Windkraft unterirdisch

Ist die CSU auf dem Weg in den Untergrund?


Gestern in Farchach: die CSU geht zum Diskutieren in den Keller

Zu einer Informationsveranstaltung über Erneuerbare Energien hatte die CSU gestern in den Keller des "Müller's auf den Lüften" geladen. Als Referent glänzte Peter Schally, der auch hier im Blog stets faktenreich, aber etwas atomkraftverliebt die Diskussion begleitet.


Der Farchacher Peter J. Schally war früher - auch in Japan - in der Reaktorsicherheitsforschung tätig

In einem beeindruckend kenntnisreichen Vortrag listete er Absurditäten und beängstigendes Zahlenmaterial zur Energiewende und Energieversorgung in der Bundesrepublik aneinander. Ohne weitere technische Innovationen wird keine Energiewende möglich sein. Wieso Herr Schally diese allein der Atomenergie zutraut, bleibt allerdings sein (biographisch begründetes) Geheimnis.



Die anschließende Diskussion konnte das hohe Niveau des Vortrags leider nicht halten. Lautstarke, angereiste Windkraftgegner aus der Nachbargemeinde machten die Diskussion zu einem wahrhaft unterirdischen Vergnügen. Gemeinderäte wurden mit Diktatoren verglichen, laufend falsche Fakten aufgeführt, die reale Lage (eine vorliegende Genehmigung für 4 Windräder und wie man mit ihr verfahren soll) nur gestreift. Vernünftige Wortmeldungen waren Mangelware, der Wahnsinn manchmal näher als jede Vernunft.

Die weiseste Wortmeldung kam vom Vorsitzenden der CSU-Senioren Dr. Kurt Vinzenz, der wußte, daß man für alles im Leben bezahlen muß (im vorliegenden Fall eben entweder mit Atomreaktoren oder mit Windrädern), … die Umstrittenste von QUH-GR Dr. Ammer, der fast unflätig dafür beschimpft wurde, dass er sich als Einziger im Saal offen dazu bekannte, für die Windräder zu stimmen … und die Verblüffendste von CSU-GR Dr. Haslbeck der verkündete, sich womöglich der "Drehhofer"-Linie anzuschließen.

Er plant, am übernächsten Montag - entgegen seinem Abstimmungsverhalten in den letzten 3 Jahren - sich selbst in den Rücken zu fallen und aus wirtschaftlichen Gründen gegen die WKAs zu stimmen.

Donnerstag, 11. September 2014

Die Fragen zur Windkraft - die Antworten … Pt. 2 der Ertrag

Die QUH hatte bei den Bürgern Fragen zur Windkraft gesammelt und an den Windkraftbeauftragen der Gemeinde, Herrn Sing weitergeleitet. Wir veröffentlichen seine ausführlichen Antworten heute und morgen. Die Antworten zur Finanzierung finden sich im unten stehenden Artikel:
http://quh.twoday.net/stories/fragen-zur-windkraft-die-anworten/

Uns haben natürlich auch anonym gestellte Fragen erreicht. Obwohl wir es absurd finden, Fragen von Menschen, die sich nicht einmal trauen ihren Namen zu nennen, weiterzuleiten, haben wir bei den folgenden Fragen unseres Lesers „GAST“ zum erwarteten Ertrag der Anlagen eine Ausnahme gemacht, weil sie uns doch von allgemeinem Interesse schienen:


Hier wird ernst gemacht: Antransport der ersten Bauteile einer WKA in Lamerdingen

Frage: Ist eine WKA bei 5.1m/s nach den neuen EEG Vergütungen noch wirtschaftlich zu betreiben, wenn man eine Nutzungsdauer von 20 Jahren unterstellt? Können Sie dazu einmal eine grobe Planrechnung veröffentlichen?

Robert Sing: "Ich gehe davon aus, dass Sie mit 5,1 m/s die mittlere Windgeschwindigkeit in Nabenhöhe (ca. 140 m bis 150 m) meinen. Nein, bei 5,1 m/s mittlerer Windgeschwindigkeit und der für unsere Breiten charakteristischen Verteilung der Windgeschwindigkeiten sowie der aktuellen EEG-Vergütungssätze wäre kein wirtschaftlicher Betrieb möglich. Für einen Standort mit nur 5,1 m/s in Nabenhöhe liegt mir kein Ertragsgutachten vor. Da wir keine Ertragsgutachten erstellen, kann ich hierzu keine Berechnungen bzw. keine „groben Planrechnung“ vornehmen. Der Jahresertrag aller gängigen Binnenland-WEA-Typen wäre mit großer Wahrscheinlichkeit zu gering, um diese wirtschaftlich betreiben zu können. Am Standort Wadlhauser Gräben ist – gem. den vorliegenden Ertragsgutachten und der ausgeführten Windmessung – auf 150 m Höhe über Grund von einer mittleren Windgeschwindigkeit von ca. 5,9 bis 6,0 m/s auszugehen. Auch die den Berechnungen zu Grunde gelegten Langzeit-Betriebsdaten (über 10 Jahre) der vier ca. 50 km westlich situierten WEAs, mit Nabenhöhen von jeweils nur ca. 100 m zeigen, dass am Standort Wadlhauser Gräben höhere mittlere Windgeschwindigkeiten erreicht werden."


Die ersten Teile der WKA kommen am Bauplatz an

Frage 2 Woran liegt es, dass so viele Windparks die vorher berechneten Ertragsprognosen nicht erreichen? Kann es sein, dass nicht die durchschnittliche Windgeschwindigkeit sondern eher die unterstellten produktiven Stunden pro Jahr das Problem sind?

Robert Sing: "Der Hauptgrund liegt m.E. daran, dass in der Vergangenheit die Ertragsgutachten zu optimistisch erstellt wurden. Hinzu kommt noch, dass in den vergangenen 10 Jahren generell – verglichen mit den Langzeit-Winddaten – geringere Windgeschwindigkeiten herrschten. Die oftmals nicht erreichten prognostizierten Erträge führten dazu, dass die akkreditierten Gutachterbüros heutzutage die Ertragsprognosen deutlich konservativer anstellen als noch vor ca. drei bis fünf Jahren. Auch die finanzierenden Banken haben hier Druck auf den für die Berechnungsverfahren maßgeblichen Windgutachterbeirat ausgeübt, um verlässlichere Finanzierungsgrundlagen zu erhalten. Stellt doch das Ertragsgutachten die grundlegende Basis für eine Wirtschaftlichkeitsberechnung dar.
In einem Ertragsgutachten sind auch – über die Verteilung der vorherrschenden Windgeschwindigkeiten am jeweiligen Standort – die zugehörigen Zeiten enthalten. Die produktiven Stunden pro Jahr ergeben sich aus den Zeiten, in denen die Windgeschwindigkeit für die Stromerzeugung ausreichend ist und zugleich die WEA betriebsbereit sind. Durch langfristige Wartungsverträge mit einer garantierten Mindestverfügbarkeit von 97 % wird sichergestellt, dass die Anlagen bei entsprechendem Wind (ab ca. 3 m/s) auch Strom produzieren und einspeisen."

Frage 3: Stimmt es, dass grundlastfähigen Betreibern hohe Prämien für das schnelle Abschalten ihrer Anlagen gezahlt werden, wenn Wind und Sonne plötzlich mehr als geplant einspeisen?

Robert Sing: "Unser Stromnetz muss ständig im Gleichgewicht gehalten werden. D.h. es muss ständig so viel Strom eingespeist werden, wie auch von den verschiedenen Verbrauchern (Industrie, Privathaushalte etc.) aus dem Netz bezogen wird. Durch die Zunahme der regenerativen Stromerzeugung, verbunden mit schwankenden Stromeinspeisungen, gewannen kurzfristig start- bzw. regelbare Kraftwerke zunehmend an Bedeutung. Diese bestehen vornehmlich aus Pumpspeicher- und schwellbetriebsfähigen Laufwasserkraftwerken sowie aus Gas- und auch Kernkraft- und Kohlekraftwerken, die teils einen Anteil an positiver und negativer Leistung anbieten können. Betreiber, die regelbare Kraftwerkskapazitäten für die Ausregelung der Netzschwankungen zur Verfügung stellen, nehmen an eigens hierfür existierenden Ausschreibungen teil (siehe www.regelleistung.net). Die Preise für die Ausgleichsleistung bzw. –arbeit sind in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen. Zum Vergleich: Für den Monat September 2008 wurde für die einmonatige Bereitstellung von plus/minus einem Megawatt (MW) Leistung am Primärregelmarkt noch ca. 17.000,- € bezahlt. Im September 2014 ist dasselbe Regelband am Primärregelmarkt nur noch rund 12.000 € wert (3.000 € je Woche mal 4) wert. Zeitgleich stieg der Anteil der Erneuerbaren Energien (Haupttreiber war die Windenergie) an der Nettostromerzeugung in Deutschland von 15 % in 2008 auf 25 % in 2013 an (BDEW). Die Regelenergie wird in Deutschland von den vier Übertragungsnetzbetreibern bezogen und über Umlagen an die Endverbraucher weiterberechnet. Die Übertragungsnetzbetreiber bilden dadurch die Schnittstelle zwischen Energieerzeugern und Verbrauchern."

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Morgen - wie versprochen - der 3. Teil der Fragen und Antworten. Herr Sing legt dabei u.A. offen, wieviel Geld er persönlich in von ihm verantwortete Windkraftanlagen investiert hat. - Unten stehen die Antwort auf die Fragen zur Finanzierung.

Fragen zur Windkraft - die Antworten

Montag in einer Woche wird der Berger Gemeinderat in einer Sondersitzung diskutieren, ob das Windkraft-Projekt definitiv angepackt wird und wenn ja, in welcher Form. Bei der CSU scheint die Zustimmung etwas zu bröckeln. Heute hat man "Auf der Lüften" in Farchach zu einem Vortrag eines atomkraftgläubigen Bürgers geladen. Die QUH hatte bei den Bürgern Fragen zur Windkraft gesammelt und an den Windkraftbeauftragen der Gemeinde, Herrn Sing weitergeleitet. Wir veröffentlichen seine ausführlichen Antworten heute und morgen.


Aktuell: Bau einer WKA bei Lamerdingen durch das Ing. Büro Sing

1. Karl M. aus Berg (Namen sind bekannt) hat vor allem der finanzielle Aspekt interessiert. Er fragte: „Vorausgesetzt das notwendige Kapital muss von einer Gemeinde-GmbH & Co.KG aufgebracht werden: Um wie viele Millionen geht es dann? Hat schon jemand bei einer Bank angefragt ? Welche Sicherheiten kann eine GmbH & Co. KG bieten?“

Die Antworten zu Frage 1:
Robert Sing: "Wenn das Kapital von z.B. von einer „Windkraft Berg GmbH & Co. KG“ oder einer ähnlichen Betreibergesellschaft aufgebracht wird, sollte die Eigenkapitalquote ca. 30 % betragen, um eine konservative Projektfinanzierung aufzustellen. Bei dieser EK-Quote ist über die gesamte Finanzierungslaufzeit eine ausreichende Kapitaldeckung (Kapitaldeckungsgrad größer 110 %) gegeben.
Von Seiten der Banken werden derzeit EK-Quoten von ca. 10 % bis 15 % gefordert. Bei einer angenommenen Gesamtinvestitionssumme von rund 22 Mio. € entspricht der 30%-EK-Anteil ca. 6,6 Mio. €. Dieser Anteil wäre dann für die Projektfinanzierung von den Kommanditisten/Genossen (z.B. Bürger, Energiegenossenschaften usw.) zu erbringen."

Zu Frage 2:
Robert Sing: "Eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung des Gesamtprojektes über eine 20-jährige Laufzeit wurde bereits an zwei örtliche Banken mit der Bitte um Prüfung und Erstellung eines indikativen Finanzierungsangebots versandt. Die örtlichen Banken nehmen jeweils die zugehörigen Fachexperten für Windenergiefinanzierung der angegliederten Zentralbanken (z.B. DZ-Bank oder DKB) hinzu. Es liegt bereits ein erstes Finanzierungsangebot – vorbehaltlich einer Detailprüfung der noch offenen Punkte wie z.B. Gestattungs- und Dienstbarkeitsverträge, Kauf- und Wartungsverträge mit dem Anlagenhersteller etc. – vor."

Zu Frage 3:
Robert Sing: "Bei einer Beteiligung an einer Kommanditgesellschaft (hier z.B. Windkraft Berg GmbH & Co. KG) ist die Haftung der beteiligten Personen stets auf die Höhe der jeweiligen Kapitaleinlage begrenzt. Um eine finanzielle Schieflage zu vermeiden, empfehlen wir eine deutlich höhere EK-Quote als von den Banken gefordert (30 % anstelle 10 %) sowie einen rund 15%-igen Abschlag vom Mittelwert der beiden Ertragsgutachten vorzunehmen. Damit kann sichergestellt werden, dass auch in windschwachen Jahren die erforderliche Liquidität existiert."

2. Daran anschließend fragte Elke G. aus Berg:
„Wie gut hat es bei früheren Projekten mit der Kalkulation geklappt? Konnte man innerhalb der geplanten Kosten bleiben?“

Robert Sing: "Bei dieser Frage verweise ich gerne auf das aktuellste Projekt der IB-Sing GmbH, das sich ca. 10 km nordwestlich von Landsberg a.L. in Ausführung befindet. Hier entstehen zwei Bürgerwindenergieanlagen der Bürgerwind Lamerdingen GmbH & Co. KG mit insgesamt rund 90 Kommanditisten, die hauptsächlich (ca. 70 Einzelpersonen) aus der Gemeinde Lamerdingen sowie der unmittelbaren Umgebung stammen. Die der Wirtschaftlichkeitsberechnung zugrunde gelegten Kosten werden aus heutiger Sicht über das Gesamtprojekt eingehalten. Die zu Projektbeginn schwer kalkulierbaren Kosten für ggfs. erforderliche Verbesserungsmaßnahmen des Baugrundes (z.B. Bodenaustausch und Rüttelstopfverdichtung) sind alle abgeschlossen, sodass die Einhaltung der prognostizierten Kosten aus heutiger Sicht bestätigt werden kann."

3. Georg H. aus Aufhausen vermutet:
„An einer WKA verdient nur derjenige, der nach der Pleite der ersten Betreibergesellschaft die Anlage billig aufkauft. Dafür gibt es Beispiele. Wie kann man so etwas verhindern?“

Robert Sing: "Mit einer hohen EK-Quote, verbunden mit einem hohen Kapitaldienstdeckungsgrad (größer 110%) sowie einem 15%-igen Abschlag zu den Ertragsgutachten wird die Projektfinanzierung konservativ aufgestellt. Zusätzlich ist es wichtig, sowohl die Investitionskosten als auch die Betriebskosten nicht zu knapp zu kalkulieren. Bei den Investitionskosten sind entsprechende Sicherheitszuschläge für noch nicht fest kalkulierbare, evtl. anfallende Kosten vorzunehmen. Hierzu zählen z.B. die Baumaßnahmen für die Gründungsvorbereitung. Bei den Betriebskosten sind Preissteigerungen sowohl für Personal- als auch für Materialkosten einzurechnen. Die von uns erstellte Wirtschaftlichkeitsbetrachtung geht von einer konstanten Inflation von 2 % p.a. aus. Ebenfalls von Bedeutung ist die Höhe der Pachtzahlungen an den Grundstückseigentümer. Durch eine langfristig fixierte und moderate Pachthöhe, die über den gesamten Betrachtungszeitraum vertraglich mit den Bayerischen Staatsforsten festgelegt wurde, lassen sich diese Kosten sehr gut fassen. Bei den in Deutschland pleite gegangenen Betreibergesellschaften wurden die oben beschriebenen konservativen Ansätze nicht annähernd eingehalten."

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Den dritten Teil der Fragen und Antworten - jene , die Herrn Sings persönliches Engagement betreffen - veröffentlichen wir morgen. Die Fragen zum Ertrag, Teil 2 der Antworten, finden sich weiter oben:
http://quh.twoday.net/stories/die-fragen-zur-windkraft-die-antworten-pt-2-der-ertrag/

Die Antworten


Lamerdingen baut



Die Antworten auf die Fragen unserer Leser zur Windkraft, die wir an Herrn Sing geschickt haben, posten wir im Laufe des Tages. Vorab: Die Windkraft-Baustelle in Lamerdingen sieht so aus.

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