Ein König stirbt: Folge 2 - der 8. Juni
Ein seltenes Bild aus glücklichen Tagen: der junge Ludwig II mit einem gefangenen Hecht in Hohenschwangau; Photo: Joseph Albert, 1861
Am Vormittag 8. Juni 1886 wird König Ludwig II., der um diese Uhrzeit auf Neuschwanstein gewöhnlich noch schlief, durch die Unterschriften von Dr. Gudden und drei schnell hinzugezogenen Kollegen unter ein nächtens verfasstes Gutachten im München offiziell für unheilbar geisteskrank erklärt.
Kein Königreich durch eine Unterschrift
"Die geistigen Kräfte seiner Majestät sind bereits dermaßen zerrüttet, daß alle und jede Einsicht fehlt, das Denken sich mit der Wirklichkeit in vollem Widerspruch sich befindet, das Handeln ein unfreies ist" - Neben der angeblichen Vernachlässigung der Regierungspflichten, der Menschenscheu, Aggression gegen die Dienerschaft aber auch einer "Überfreundlichkeit" im Umgang mit der Landbevölkerung werden auch einige phantastische Projekte wie das einer Ballonseilbahn samt Pfauenwagen über den Alpsee bei Hohenschwangau …
Animation der Ballonseilbahn © Prof. Dr. Gerd Hirzinger / VR-TECHNOLOGY, für die Ausstellung "Götterdämmerung. König Ludwig und seine Zeit"… als Indiz einer "überwuchernden und die Schranken der Wirklichkeit und Möglichkeit ganz außer Acht lassende Phantasie" gewertet. Erst im Jahrzehnt darauf wurden freischwebende Seilbahnen entwickelt.
Georg Dollmann: Skizze einer Ballonseilbahn über den Alpsee(1870)
Prinz Luitpold setzt inzwischen den deutschen Kaiser Wilhelm I., sowie u.a. die Kaiser von Österreich und Rußland von der geplanten Entmündigung in Kenntnis. Schon Jahre zuvor hatte König Ludwig II. in einer Audienz dem amerikanischen Journalisten Lew Vanderpoole in einer Audienz erklärt: "Es wird oft hämisch angedeutet oder sogar offen erklärt, ich sei ein Narr. Vielleicht bin ich es, … Und doch zweifle ich daran, ob eine wirklich verrückte person sich so beobachten und prüfen könnte, wie ich es tue."
Ein ausführliches Portrait des seinerzeit durchaus angesehenen Arztes Dr. Gudden, der in den nächsten Tagen eine entscheidende Rolle in der bayerischen Politik und eine fatale für das Leben von Ludwig II. haben sollte, finden Sie im Blog bereits hier: http://quh.twoday.net/stories/19472435/
Photo: Ebenfalls Hofphotograph Joseph Albert
Lesen Sie morgen, wie am 9. Juli eine "Fangkommission" nach Neuschwanstein aufbricht und der König dort nächtens Alarm schlägt.
quh - 2014/06/08 11:55

Am Pfingstsonntag des Jahres 1886 starb König Ludwig II. unter ungeklärten Umständen im Würmsee bei Berg. So vom Geheimnis umwittert der Tod selbst ist, so gut dokumentiert sind die letzten Tage des Königs. Deshalb beginnen wir heute im QUH-Blog eine kleine Reihe, die - beginnend am Pfingstsonntag bis zum 13. Juni - Tag für Tag die letzten Stunden des Königs dokumentiert. 

Die Rekonstruktion der letzten Tage von Ludwig II findet sich - ohne die hiesigen Abbildungen - genauer in dem grandiosen, faktenreichen Buch: "Ludwig II. - Die letzten Tage des Königs von Bayern" von Alfons Schweiggert und Erich Adami, München-Verlag.
Dr. Johann Bernhard Aloys von Gudden (1824 - 1886), einer der bekanntesten Psychiater seiner Zeit und die zweitbekannteste Wasserleiche des Starnberger Sees.








Am 27. September 1868 besuchte die an Tuberkulose erkrankte, russische Zarin Maria Alexandrowna ihren um viele Ecken verwandten Neffen König Ludwig II. in Berg. Es sollte das letzte ganz große Fest in unserer Gemeinde werden. Die beiden hatten das Diner zusammen auf der Roseninsel eingenommen. Die mit ihrem Leben sonst nicht ganz so glückliche Zarin schwärmte da schon, dass dies "das poetischste Essen ihres Lebens" gewesen sei ... zurück in Berg erwartete sie eines der prunkvollsten Schauspiele, das sie und diese Landschaft je erlebt hatten. Zwei Dampfmaschinen spuckten riesige Fontänen über den See. Im Schloss Berg war alles mit Rosen und Kamelien geschmückt und der Zarin war extra ein goldener Salon gebaut worden. Rund um den Schlosspark und überall im See schwammen weiß-blau drapierte Flöße mit Fahnen, von denen das Feuerwerk abgefeuert werden sollte. Zu einer dieser schwimmenden Inseln führte vom Schloss aus über das Wasser ein mit Teppichen und frischen Rosen geschmückter Steg. Ganz Berg war in Aufruhr. Auch Oskar Maria Grafs Mutter Therese war Zeugin dieses Ereignisses und sie dürfte es ihrem Sohn Oskar öfters erzählt haben, der es dann in "Das Leben meiner Mutter" so schildert:
Berg und Schloß waren der vielbestaunte, erregende Mittelpunkt. (…) Von hier aus wollten sich Zarin und König mit ihrem nächsten Gefolge das nächtliche Feuerwerk ansehen, dessen riesiges Ausmaß alles bisher Dagewesene überbieten sollte. (…) Drunten am Ufer des Sees - hüben und drüben gleicherweise - standen dichtgedrängte Menschenmassen und schauten gebannt auf das Schauspiel, dass ihnen vom König geboten wurde." Das Feuerwerk beginnt. "Staunendes Beifalljubeln, Musik, Krachen und Prasseln, Funkeln und Leuchten vermischten sich zu einem magisch belebten Zauberbild."
















