Historisches Berg

Mittwoch, 19. Dezember 2012

Die untergegangene Wirtshauskultur

Die Bedeutung von Maurus Graf für die Gemeinde Berg kann schwerlich unterschätzt werden. Nicht nur war er es, der ältere Bruder, der das Bäckerkind Oskar zum ersten Mal mit der Literatur in Kontakt brachte. Er führte in Oberberg auch das legendäre Café Maurus, ...

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Das Café Maurus in Oberberg; seit seiner Gründung 1920 bis in die 60iger Jahre hinein Treffpunkt der Münchener Literaturszene

... von dem in der Grafstraße 18 nur noch die Außenlaterne existiert und das mit den Münchener Literaten auch echte Kultur nach Berg brachte.

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Neu entdeckte Photographie des Schildes "Kaffee Conditorei Maurus Graf"

Das war zu einer Zeit, als Berg noch nicht auf dem Weg zum Schlafdorf war, als gegenüber noch die "Berger Stuben" und unten in Unterberg auch das "Weiße Rössl" geöffnet hatte (siehe hier im Kalender http://quh.twoday.net/stories/brauerei-schloss-berg/ und http://quh.twoday.net/stories/schlosscafe-in-berg/ ). Überhaupt blühte - obwohl die Einwohnerzahlen ein Bruchteil von heute waren, die Wirtshauskultur. Allein Höhenrain soll es zu Zeiten neun Gasthäuser gegeben haben. Darunter schon damals - wie der Name sagt - der gemütliche "Alte Wirt" ...

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Damals parkte nur ein Auto vor der Tür ... aber was für eines!

... gegenüber aber auch - neben dem Wittur gelegen - Hauser's "Gastwirtschaft zur frischen Quelle" (die als Wohnhaus gerade saniert wurde).

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Auch die gaststättenlose Gemeindeteile hatten damals natürlich Wirtshäuser. Allmannshausen zum Beispiel dieses, das an eine spanische Kapelle erinnert, von dem wir aber weder Namen noch Inhaber noch Standort kennen.

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Alles was wir wissen: "Gasthaus Allmannshausen abgebrannt 1942"

Hinten im heute verschlafenen Bachhausen hingegen kann - wer genau hinsieht - am Maibaum unter der Kastanie noch die Spuren der "Gastwirtschaft von Georg Schwendtner" erkennen, in der heute nur noch manchmal ein heimliches Wildessen stattfindet.

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Familie und Fuhrwerke angetreten zur Photographie!

... Und selbst in Assenhausen befand sich ein Café, das "Cafe Rosengarten", heute ebenfalls ein Wohnhaus.

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All diese und andere Wirtschaften, von denen wir keine Photos gefunden haben (wer hat noch welche?) überstahlte allerdings drunten in Leoni das mondäne Hotel Leoni, ...

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"Essen Mittag", heißt es auf dieser Postkarte aus sonst recht leeren Leoni

... mit seiner gemütlichen Terasse zum See hinaus.

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Freie Sicht auf die Alpen ... ehemals in Leoni

Nachtrag: Hans-Peter Eisenhuth hat uns aus Allmannshausen weitere Photos von ehemaligen Kneipen geschickt. Allein in Allmannshausen soll es 4 Wirtshäuser und 2 Maibäume gegeben haben. Darunter unten an der Straße ein weiterer "Gasthof zur Post", in dem früher auch ein Spar-Laden untergebracht war.

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Gasthaus zur Post in Allmannshausen

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... zu Zeiten von Käfer-Cabiots auch mit Spar-Laden

Dienstag, 18. Dezember 2012

Berg machte Schule

Zwei Schulen befanden sich einst mitten in Oberberg, in unmittelbarer Nähe voneinander.

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Das Knabeninstitut Kamber

Ein Oberstufenschüler musste jährlich 8.400 DM zahlen, um das Private Knabeninstitut Schloss Elsholz besuchen zu dürfen - dazu kamen 15 DM monatlich für die "Altersversorgung der Lehrkräfte".

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Der Speisesaal

Mitzugeben waren 6 Taghemden, 6 Unterhemden, 6 Unterhosen, 1 Dtzd. Taschentücher und 3 Servietten mit 2 Taschen. Die Schule - 1954 von Pius Kamber und Ingrid Maurer-Kamber gegründet - existierte bis 1976, das gesamte Gebäude wurde abgerissen und mit einem Privathaus neu bebaut.

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Ansicht von Westen

Das neusprachliche Gymnasium nahm 110 "gesunde Jungen aller Konfessionen und Nationalitäten" auf - Nicht-Bayern mit anderen Lehrplänen bekamen Nachhilfe, ausländische Schüler bekamen "Deutsch für Ausländer"-Kurse.

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Unterricht im Freien

Es wurde viel Wert auf die musische Erziehung und auf Sport gelegt. Neben einer großen Turnhalle gab es einen Sportplatz, Segel- und Ruderboote, einen Tennisplatz. Winters ging man 10 Tage zum Skifahren nach Österreich oder in die Schweiz.

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Die Villa vor dem Umbau

Das Gebäude selbst (ehemals der "Dosch") trug den Namen des ehemaligen Besitzers Baron Franz von Elsholz - ein Berliner Jurist und Autor. Bei ihm fanden Mitte des 19. Jahrhunderts zweimal jährlich erste evangelische Hausgottesdienste statt - damals noch ein Novum hier in der Gegend. Franz von Elsholz war Gründer des ersten Münchner Herrenclubs, die "Zwanglose Gesellschaft". Weitere Mitglieder waren übrigens Dr. Gudden, der Psychiater von König Ludwig II., sowie Franz Graf von Pocci.

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Landschulheim Schier

1950 gegründet wurde das staatlich genehmigte Private Landschulheim von Ernst Schier. Das Internat, ein mathematisch-naturwissenschaftliches Gymnasium, beherbergte um 1965 sechs Klassen.

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Landschulheim Schier samt Erweiterung

Im Internat samt Erweiterungsgebäude lebten ca. 80 Buben und 30 Mädchen.
Heute ist das obere Gebäude ein Privathaus.

Montag, 17. Dezember 2012

Post aus Höhenrain

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"Um 1940" steht auf der Rückseite einer ansonsten leeren Postkarte mit Ansichten des Ortes Höhenrain (das damals noch nicht zu Berg gehörte). 6 verschiedene Veduten wurden auf diesem Kärtchen zusammengefügt und dann neu photographiert. Da gibt es oben in der Mitte das "Schulhaus", daneben 2 große Höfe: "Ludw. Reis Alpenhof 29" und "Vikt. Quien" steht in Schreibmaschinenschrift darunter. Ansonsten ein verschneites Denkmal und ein etwas verschwommenes Bild der abgerissenen "Stefanikirche". Im Zentrum allerdings ein prächtiges Bild: ein riesiger Zeppelin schwebt über "Höhenrain Obb.". Moderne Digitaltechnik ermöglicht es uns, die Sensation etwas näher zu betrachten:

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Mächtiger Anblick: Ein Zeppelin mit Hakenkreuzen schwebt über Höhenrain

Es handelt sich bei dem Bild natürlich um eine Fälschung: Bei noch näherem Hinzoomen sieht man, das nicht nur Höhenrain und der Zeppelin perspektivisch nicht so recht zusammenpassen: man erkennt sogar die etwas dilletantische Kante zwischen den zusammengefügten Bildern.

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Nazis over Hearoa! Moderne Collage oder plumpe Fälschung?

Sonntag, 16. Dezember 2012

Aufkirchen und seine Wallfahrtskirche

Auf einem der lang gezogenen Moränenhügel am Ostufer des Starnberger Sees erhebt sich weithin sichtbar die Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt Aufkirchen. Ende des 10. Jahrhunderts wurde Aufkirchen als Ufkiricha erstmals urkundlich erwähnt.
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Blick von Berg auf Aufkirchen, 1936

Die bis heute weithin sichtbare Kirche wurde seit dem 16. Jh. mehrfach umgebaut und hat seit Ende des 19. Jh. ihr heutiges Aussehen.
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Luftaufnahme Aufkirchen, 1936

Auf dem zweiten Foto ist das Transformatorhäuschen gut erkennbar, das von 1936 bis heute weder seine Form noch seinen Standort verändert hat.
Auf diesem Foto ist auch noch das alte Mesnerhaus zu sehen, das 1942 zerstört wurde. Damals hatte Aufkirchen schon eine Polizeistation, und es gab im Diesl-Anwesen einen Kramerladen sowie den Maibaum direkt am Marienplatz.

Dreißig Jahre später steht der Maibaum nicht mehr an der zentralen Stelle. Für einige Jahrzehnte musste er an die Ecke Farchacher Straße / Zugspitzweg umziehen.
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Luftaufnahme Aufkirchen, 1960

Im 19. Jh. entwickelte sich Aufkirchen zum wichtigsten Schulort am Ostufer des Starnberger Sees. Mehrfach wurde das Schulhaus mit kirchlichen Mitteln erweitert oder umgebaut. Auf dem Foto von 1960 ist nicht nur das Alte Schulhaus, sondern auch der gerade neu gebaute kirchliche Kindergarten gut sichtbar.

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Wie auch heute manchmal scheint die Kirche in Aufkirchen auch damals direkt vor den Alpen zu stehen.

Samstag, 15. Dezember 2012

Der wilde, wilde Osten

Der QUH-Adventskalender wird immer mehr zum gemeinsamen Erinnerungsprojekt. Heute ist wieder einmal gemeinsame Spurensuche gefragt: Denn wir wissen wenig bis nichts über die Familie Netting, die Ende des 19. Jahrhunderts in Höhenrain residierte. Und doch ist Familie Netting gewissermaßen unsterblich geworden.

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Wer kennt Familie Netting aus Höhenrain?

Auch unser Bürgermeister oder die fleißigen Archivare der Gemeinde, denen wir diese Bilder der Familie verdanken, wissen nichts genaues über die stolze Familie, von der sich so viele eindrucksvolle Bilder wie sonst von keiner Familie im Besitz des Berger Archives befinden.

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"Großvater Peter Netting gest. 1919" steht auf der Rückseite dieser Photographie

Alles was wir sagen können: die Familie ist gerne hinüber nach Wolfratshausen gefahren und hat sich dort vom - sicherlich nicht billigen - Photographen Christoph Baumgartner nobel ablichten lassen.

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Umseitig beschriftet: "Tante Marie Netting 7.7.81 / Schwester"

Auf den Rückseiten der Photos findet sich die Familiengeschichte in Stichworten: Die Großmutter, Maria Netting ("geb. Krönauer gest. 1933") war die "Großmutter von Hilde" und ist "aus Fall nach Walchstadt nach Höhenrain gezogen". "3 Töchter" habe sie gehabt ... was erklärt, wieso der Familienname heute auch in Höhenrain eher unbekannt zu sein scheint.

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Umseitig beschriftet: "Großmutter Maria Netting, geb. a. 1859"

Also bleibt uns Nachgeborenen die Frage: Wer kennt diese Herrschaften, die uns erahnen lassen, dass Höhenrain Ende des 19. Jahrhunderts ganz nahe am Wilden Westen gelegen haben muss? Beim Herren links im Bild würde es jedenfalls nicht verblüffen, wenn er unter seinem noblen Wams auch einen Revolver tragen würde.

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Wer kennt diesen verwegenen Herrn?

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Die Rückseiten der rätselhaften Photographien

Freitag, 14. Dezember 2012

Brauerei Schloss Berg

Wenig Glück hatten die verschiedenen Besitzer der "Brauerei Schloss Berg", deren Gebäude sich heute noch gegenüber der Tankstelle befindet und einen netten Hausladen, den Zeitschriftenladen, ein Immobilienbüro und ein Accessoire-Geschäft beherbergt.

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Die "Brauerei Schloss Berg" (1904-1912) in Oberberg

Der erste Besitzer, der Milbertshofener Bürgermeister Anton Mathes, schoss sich 1902 je eine Kugel in Brustkorb und Kopf. Er hatte zu diesem Zeitpunkt die Gemeindekasse um stattliche Beträge erleichtert. Der Selbstmörder selbst hatte das Berger Gebäude 1901 von Bernadette Windl erworben, die ihrerseits wegen Beihilfe zum Mord an ihrem Mann im Gefängnis saß (vgl. "Das Leben meiner Mutter"). Sie soll einen Viehhändler dazu angestiftet haben, ihren Mann im Rausch zu ermorden. 1904 gab es dann zunächst ein Happy-End: "In der Brauerei Schloss Berg bei Herrn Weinzierl findet am Ostersonntag, den 3. April, Eröffnung und Erstausschank des eigenen Gebräues mit Konzert statt."

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Eines der wenigen Überbleibsel der Berger Brauerei: ein unscharfes Photo eines Bierseidels

Der Ausschank des Bieres aus der "Brauerei Schloss Berg" fand in jener gleichnamigen Wirtschaft statt, die Jahrzehnte später - oben neben dem Maibaum - erst zum "Tutzinger Hof", dann zu den "Berger Stuben" und schließlich - nachdem der Gemeinderat die Grunddienstbarkeit "Restaurationsbetrieb" fatalerweise aufgehoben hatte, zum Spekulationsobjekt und das Grundstück seitdem zum Brachland wurde.

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"Das Bier schmeckt gut hier" (Oskar Maria Graf) - die Gaststätte "Brauerei Schloss Berg" in einer kolorierten Photographie um 1908

Acht Jahre später kam das (vorläufige) Ende für Berger Bier: Um 1912 kaufte die damals mächtige Brauerei aus Tutzing die Berger Produktionsstätte samt der dazugehörigen Wirtschaft. Die neuen Eigentümer schlossen sofort die Konkurrenz von der "Brauerei Schloss Berg". Sie schipperten fortan das eigene Bier über den See herbei und nannten die Wirtschaft "Tutzinger Hof".

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Der "Tutzinger Hof" in Oberberg

Aber auch hier schlug der Kapitalismus schnell zu: die Tutzinger Brauerei wurde weitere acht Jahre später, 1920, selbst von Hacker aufgekauft und geschlossen (und auch Hacker gehört inzwischen einem noch größeren Konzern).

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Früher die Ortsmitte, inzwischen Brachland: Die ehemaligen "Berger Stuben" am heutigen Oskar-Maria-Graf-Platz

In den letzten 100 Jahren scheiterten alle Versuche eines Neuanfangs für eine Berger Brauerei ... bisher.

Donnerstag, 13. Dezember 2012

Bomben auf Aufkirchen im Jahr 1942

Eine der ersten Fliegerbomben im Landkreis trifft am 20. September 1942 in einer, wie es heißt, "schönen, sternenklaren Mondnacht" Aufkirchen. Der "Notabwurf", drei Bomben, explodiert nahe der Kirche und legt das Mesnerhaus, das sich an der Stelle des heutigen Kriegerdenkmales befand, das Diesl-Anwesen sowie zwei weitere Gebäude in Schutt und Asche.

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Das zerstörte Mesnerhaus

Sechs Menschen starben, darunter neben Bewohnern des Mesnerhauses drei Familienangehörige des heutigen 2. Bürgermeisters Karl Brunnhuber, dessen Vater mit Familie damals im Diesl-Anwesen wohnte. Das Diesl–Anwesen stand an der Stelle, wo sich heute der EDEKA befindet. Hier ein Blick von Süden auf das zerstörte Haus in Richtung Kloster:

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Heute der Edeka-Markt

Auch die Kirche und das Kloster wurden schwer beschädigt, und zwei Glasbilder mit Darstellungen der Herzöge Christoph und Sigmund (entstanden um 1625/26) überstanden den Bombenangriff nicht.

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Die Ortsdurchfahrt Aufkirchen; Blick Richtung See

Ein Zeitzeuge, der den Angriff aus der Dachluke des Starnberger Schlosses erlebte, erzählt: „Die Druckwelle, die über den See zum Schloss kam, war so heftig, dass das ganze Schloss bebte!“.

Die Freiwilligen Feuerwehren aus Berg, Allmannshausen, Bachhausen, Percha und Starnberg waren mit über 100 Mann ca. 2.500 Stunden mit Bergungs- und Hilfsarbeiten beschäftigt. Die Familie Brunnhuber zog nach dem Bombenabwurf in das Himbselhaus in Leoni zum Urgroßvater des jetzigen 2. Bürgermeisters.

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Blick von der Kirche auf die zerbombte Ortsmitte

Mittwoch, 12. Dezember 2012

Armut und Dramen in Kempfenhausen

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Panoramablick von Kempfenhausen auf dem Moränenwall mit der Villa de Osa (rechts), den Wadlhauser Gräben (hinten), dem Schloss (mitte) und einem weiteren unscheinbaren Häuschen (mitte)

In Kempfenhausen spielen sich in den Villen und Gärten der Reichen gerne einmal Dramen ab. In der bekanntsten Villa, der Villa de Osa, die Augusta de Osa, die Hamburger Witwe des kolumbianischen Botschafters in Paris, 1909 für sich errichten ließ (heute Schön-Klinik), gab es auch die größte Tragödie: Die Familie des Erben Fritz de Osa wurde in der Nacht zum 11.9.1951 von ihrem Hausmeister, der sich unstandesgemäß in die Tochter verliebt hatte, ermordet. Dann legte der Mörder selbst Hand an sich.

Kleinere Tragödien gab es auch in dem kleinen Haus links nebenan: Es gehörte bis 1979 der Starnberger Maklerin Edith Thomas, deren italienischer Liebhaber wegen Konkurses seines Ristorantes in Starnberg dem Fiskus und den Banken aus Deutschland entflohen war. Frau Thomas hatte aus Liebe für ihn gebürgt und musste das Haus verkaufen, um seine Schulden zu bezahlen.

Ein anderer Pleitier, Richard Wagner, wurde im Herbst 1864 von König Ludwig in der Villa Pellet untergebracht. Wagner fand es "schön und einsam" in Kempfenhausen. In der Einsamkeit lernte er die schöne Cosima lieben ... im Frühling darauf wurde die Tochter Isolde geboren.

Plötzliche Armut scheint auch die Angst dieses unbekannten Herrn vor der von Otto Riemerschmidt gebauten Villa Rechberg (vormals Bariatinsky, später Breiter) zu sein ...

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Mein Haus, meine Frau, meine Eingangstür ...

Der ältere Herr am Arm der jüngeren Dame hat - so als wolle er etwas Geld sammeln - seinen Hut zu seinen Füßen neben sich auf die Staße gelegt. Es dürfte sich um den Neffen des Industriellen und Bildhauers Arnold Rechberg (1879-1947) handeln, der wegen seiner politischen Haltung sogar ins KZ eingeliefert worden war.

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... und ein Hut (für kleine Spenden an notleidende Villenbesitzer, Detail)

Die Villa ging in 1961 in den Besitz von Adalbert "Hut" Breiter über und wurde 1969 abgerissen.

Zwischen all den herrschaftlichen Häusern tat sich das normale Leben in Kempfenhausen oft schwer. Keine Wirtschaft, kein Laden, kein Wahllokal findet sich hier. Den "Lebensmittelladen Kerler" (nicht "Kehrer", vgl. unten den Kommentar) gibt es ebensowenig mehr wie das dazugehörige wunderschöne Auto.

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Der ehemalige Lebensmittelladen Kehrer in Kempfenhausen (wo war der?)

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Nachtrag: Volker Cornelius, der die Villa Rechberg auch von innen kannte, hat und diese Bilder des Kempfenhausener Bildhauers und Villenbesitzers Rechberg zukommen lassen:

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Dienstag, 11. Dezember 2012

Postkartdenidylle

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Eine Seltenheit ist diese kleine Photographie aus einer Berger Privatsammlung. Es handelt sich um einen unbehandelten Originalabzug aus den 60iger Jahren. Urheber: eine Dortmunder "Kunstanstalt", die Postkarten produzierte. Das Flugzeug fing am Starnberger See die Idylle der Villenlandschaft in Unterberg ein, den Blick hinauf nach Aufkirchen sowie das damals noch nicht durch den Neubau erweiterte Hotel Schloss Berg. Die Bleistiftstriche auf dem Originalabzug markieren einen möglichen Bildausschnitt für eine Ansichtskarte.

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Detail: die unverbaute Wittelsbacherstraße (damals: Bergstraße) in Unterberg samt Blick bis hinauf nach Aufkirchen

In Oberberg steht noch rechts am Bildrand das (1976 abgerissene) Schloss Elsholz. Frei schweift der Blick hinauf nach Aufkirchen. Von der Wittelsbacherstraße und den sie säumenden Häusern sieht man noch ohne Sichtbehinderung durch den Wildwuchs der Eschen bis auf den See. Die Ausflügler bevölkern die Terrasse des Restaurants Schloss Berg. Viele der Sommerfrischler scheinen mit dem Schiff gekommen zu sein: Die Parkplatzsituation in Unterberg für so einen schönen Tag doch reichlich entspannt.

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Am Sonntag mit dem Käfer hinaus nach Berg: der Parkplatz des Schlosshotels

Ob die Dortmunder Kunstanstalt die Postkarte, für die die obige Luftaufnahme gemacht wurde, je veröffentlicht hat, entzieht sich - wie so vieles in diesem Adventskalender - unserer Kenntnis. Allerdings ist die Vedute (der Blick) vom Flugzeug aus über die Muränenlandschaft,vom bourgeoisen Unterberg über das feudale Königsschloss bis hinauf zum geistigen Zentrum, der Wallfahrtskirche Aufkirchen, schon immer ein beliebtes Postkartenmotiv gewesen. Es gibt viele Postkarten wie die folgende: ungleich älter, auf der das Schloss noch die Türmchen trägt.

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Derselbe Blick, ein paar Jahrzenhte früher: von einer Gemeinde Berg ist noch nichts zu sehen

Samstag, 1. Dezember 2012

Der QUH-Adventskalender - das 1. Türchen

 
grafstrasse 

(Zum Öffnen bitte anklicken)

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