Historisches Berg

Samstag, 1. Dezember 2012

Dorfpartie in Oberberg

ortsmitte-berg-1200

Die Ortsmitte von Berg, die heutige Grafstraße ohne Jeeps und Asphalt. "Ortspartie in Oberberg" steht handschriftlich auf der Rückseite dieses Photos. Außerdem ein Stempel: "Verkehrs-Verband Starnbergersee e.V.". Keine Jahreszahl. Es lohnt sich genauer hinzusehen:

ortsmitte-berg-1200_2
Detail

Rechts im Bild das heutige "Oskar Maria Graf Stüberl", damals noch "Colonialwarenhandlung Bäckerei & Mehlberei (?) von Hans Hintersberger vormals Maxl Graf". Daneben die Überraschung, ein Beweis, dass Berg damals schon Ausflugsort war: das "Kaffee zum Bauernstüberl Inh. Fr. Mary Hoffmann", das damals im linken Teil des Graf-Hauses untergebracht war. Ganz klein erkennt man im Garten (rechts neben dem heute noch gedeihenden Baum) noch ein Schild "Kaffee Bauernstüberl". Vor der Linde zwei schüchterne Mädchen.

ortsmitte-berg-1200_3

Auf der linken Straßenseite, wo heute eine andere Frau Hoffmann, nämlich Bettina Hoffmann, ihr "Café Frühtau" betreibt, residierte, wie ein Schild an der Hauswand vermerkt, der "II. Bürgermeister". Darunter ein zweites Schild: "Feuerwehr-Kommando & Feuermelde-Station".

ortsmitte-berg-1200-Arbeitskopie-4

Dass Berg damals nicht nur Idylle war, sieht man (auch als Nicht-Oskar-Maria-Graf-Leser") an dem Müll und dem Kot, der mitten auf der Straße liegt.

Offene Fragen zum Bild: Von wann ist es genau (sicher nach 1906, solange lebte Max Graf)? Wer war damals II. Bürgermeister? Wer könnten die kleinen Mädchen sein, die so nett in die Sonne blinzeln?

2-berger-maedel

Sonntag, 17. Juni 2012

Und er ist schon wieder tot!

Unsere QUH-Korrespondentin Birte schickte uns aus dem Berger Schloßpark heute folgendes Photo ...

Koenigs-Chevauleger

... und dazu folgenden erschrockenen Text: "Heute wurden Reiterhorden im Schloßpark gesichtet! Soll die Monarchie wieder eingeführt werden? Ein Häuflein Königstreuer im Gwand hat wohl den Anfang zur Revolution im Staat gemacht!"

Der Auftritt der Bayerischen Cheveauleger im Schloßpark ist allerdings natürlich nur die - dieses Jahr leicht verspätete - Demonstration königstreuer Ludwig-Zwo-Anhänger zum 126. Todestag (13. Juni) ... wenngleich ... vielleicht sollen sie ja auch die durch die QUH in Gefahr geratene Monnarchie in Berg verteidigen? - vgl. http://www.sueddeutsche.de/muenchen/starnberg/berg-bravorufe-fuer-die-botschaft-des-koenigs-1.1385401

Samstag, 11. Juni 2011

Zum 125. Todestag

Jetzt, da sich sein 125. Todestag nähert, ist es an der Zeit, an den tragischen Tod eines bedeutenden Menschen zu erinnern, der hier in Berg in Ausübung seines Berufes ums Leben kam. Seine humane Geisteshaltung wurde ihm zum Verhängnis:

Schloss_Berg_-_Postcard
Die letzte Stunde: Der Paranoiker und sein Arzt

Dr. Bernhard von Gudden, der den Ex-König Ludwig als Arzt auf seinem letzten Spaziergang begleitete, gilt als einer der führenden deutschen Psychiater des 19. Jahrhunderts. Zum Rätsel um seinen Tod gibt es in Mediziner- und Historikerkreisen eine fast einhellige Meinung: Als logische Erklärung gilt, dass Prof. Dr. Gudden, der als Arzt die Meinung vertrat, dass man geistig Kranken mit Verständnis und Respekt statt mit Zwang begegnen müsse, im Berger Schlossgarten von seinem nervenkranken Patienten umgebracht wurde. Auf Grund seiner medizinischen Überzeugung konnte Gudden dem eingesperrten Ex-König den Wunsch nach einem Spaziergang im Freien nicht abschlagen. Wahrscheinlich hatte der körperlich weit unterlegene Gudden dann versucht - so wie es als Arzt seine Pflicht war -, seinen Patienten von einem Selbstmordversuch abzubringen, und fand daraufhin selbst den Tod im See.

090607-Gudden-WDR3
Bernhard Gudden (1824-1886), Vater von neun Kindern, Sohn eines Bierbrauers, stammte aus dem "preußischen" Kleve

Schon in seiner Studienzeit fiel Bernhard Aloys Gudden durch eine auffallend liberale Geisteshaltung auf. Ludwig II. erhob 1875 den hoch angesehenen Wissenschaftler, den er aus der Schweiz geholt hatte, in den Adelsstand. Grund: Gudden, damals Professor für Psychiatrie an der Universität München und Direktor der Irrenanstalt in Haar, hatte sich als Arzt vorzüglich um den an Epilepsie erkrankten Wittelsbacher-Prinzen Otto gekümmert.

Medizinisch erregte Gudden überregional Aufsehen, weil er ein überzeugter Verfechter des "No-Restraint-Prinzips" in der Psychiatrie war. Das heißt: Anders als damals üblich, versuchte er, geisteskranke Patienten ohne alle Zwangsmaßnahmen und ohne körperliche Misshandlung zu therapieren. Darüberhinaus war Gudden auch als Neuroanatom wegweisend. Er führte beispielsweise die Methode der Serienschnitte des Gehirns ein, die inzwischen in der Computer-Thomographie (CT) und der Magnet-Resonanz-Therapie (MRT) neue Aktualität bekommen haben. Viele der Gudden'schen Prinzipen finden noch heute in der psychiatrischen Behandlung Anwendung.

Gudden
Dr. Gudden: fortschrittlicher Arzt und tragisches Opfer

Guddens Schicksal ereilte ihn in Gestalt des von der Regierung im März 1886 in Auftrag gegebenen Gutachtens über den Geisteszustand des Königs: Weil eine persönliche Untersuchung des Königs für unausführbar erklärt wurde, urteilte Gudden - zusammen mit drei Kollegen - nach den von der Regierung vorgelegten eidesstattlichen Akten. Ob Guddens Urteil "Paranoia und Geistesschwäche" gerechtfertigt war, darüber streiten heute noch die Ärzte. In der jüngsten Veröffentlichung von Prof. Dr. Hippius in der Zeitschrift "Der Nervenarzt" heißt es allerdings zusammenfassend: "Die Entmachtung folgte dem in der Verfassung vorgeschriebenen Weg. Gudden und seine Kollegen haben ein auch unter heutigen Gesichtspunkten valides und den Umständen angemessenes Gutachtensverfahren durchgeführt. Die mit dem Tode von Patient und Gutachter endende Königskatastrophe ist allerdings einer Fehleinschätzung Guddens zuzurechnen, die in der Rollendiffusion zwischen Gutachter und behandelndem Arzt begründet ist."!

monarca5
Der entmachtete König und sein machtloser Psychiater

Obwohl davon auszugehen ist, dass Ludwig von Bayern aus dem Hause Wittelsbach Dr. Gudden in seiner letzten Stunde ermordet hat, so trifft den Ex-Monarchen doch - nach einer Regel, die der Getötete für sein Klinikum in Haar aufgestellt hatte - nur begrenzt Schuld. In Haar galt Guddens Regel: „…keinem Geisteskranken ist es zuzurechnen, was er tut oder unterlässt. Selbst wenn er noch so bösartig erscheint und seine Umgebung noch so sehr und vielleicht sogar mit Überlegung und Absicht reizt und quält, so ist es der Zwang der Krankheit, dem er unterliegt…..“

bernhard-gudden-1

An den König und vermutlichen Mörder Ludwig erinnern ein weltbekanntes Kreuz im See und eine Votivkapelle. An diesem Wochenende gedenken seiner allerorts die offiziellen Stellen, ein ganzes Dorf und halb Bayern. An Ludwigs Opfer, das seine ärztliche Fürsorge mit dem Leben bezahlte, an den fortschrittlichen Psychiater Dr. Gudden erinnert am Münchner Ostfriedhof (Grabmauer links Nr. 5) ein schmuckloser Familiengrabstein.

bernhard-gudden

Der BR hat ein Kurzportrait über Dr. Bernhard Gudden gesendet. Der sehr sehenswerte 3-Minuten-Film findet sich hier: http://www.br-online.de/bayerisches-fernsehen/schwaben-und-altbayern-aktuell/gudden-bernhard-von-gudden-hilmer-ID1306318988572.xml

Sonntag, 5. Juni 2011

Wagner am Klavier / Ludwig im See

Heute Abend steigt im Marstall die "Ludwigs Wagner"-Gala der marstall.classics mit Sebastian Hess (Cello) und Olaf Dreßler (Klavier) (unten dazu das Gespräch mit Sebastian).

ludwig_wagner
Wagner, so wie ihn Ludwig hörte. In Klavierbearbeitung

Währenddessen nimmt inzwischen auch die Gegen-Ludwig-Veranstaltung für den Pfingst-Montag Gestalt an. Uns erreichte ein "Aufruf" des Münchner Aktions-Künstlers Wolfgang Kastner, den wir hier unkommentiert (aber gekürzt) wiedergeben.

242958_224758334201626_100000023839414_958150_5450189_o
Sieht nett aus, plant aber Ungeheures: Wolfgang Kastner, Künstler

"AN ALLE DEMOKRATEN, FREISCHWIMMER UND WASSERRATZEN IN BAYERN!

Liebe Freunde der Demokratie und des Wassersports!
Es ist soweit.

Die Verhandlungen des Vereins „Das andere Bayern“ mit dem Wittelsbacher Ausgleichsfonds, dem Landratsamt Starnberg und der örtlichen Polizei haben ergeben, dass wir unsere staatsbürgerlich wertvolle und satirische Veranstaltung „Bayern geht Baden“ am 13. Juni 2011, Pfingstmontag, an dem von uns gewünschten Ort und in der von uns gewünschten Form abhalten dürfen: Nämlich ab 15:00 h am Seeufer in Berg, auf dem Platz unterhalb der Votiv-Kapelle, vor dem Kreuz im See. Auch der freie Zugang zum See ist genehmigt, das Badeverbot in diesem Fall aufgehoben.

Es erwarten euch neben der notwendigen staatsbürgerlichen Aufklärung
durch prominente Redner auch noch künstlerische Darbietungen der unterschiedlichsten Art von ebenfalls nicht ganz unbekannten Künstlern, denen die monarchistischen Geschichtslügen vom „Märchenkönig“ und andere wittelsbachischen Umtriebe seit langem auf den Geist gehen.
Das königstreue Besäufnis überlassen wir gern den damischen Ritterbuben und Burschenschaften. Wir nehmen statt dessen demokratisch-aufgeklärt und mehr oder weniger nüchtern ein erfrischendes Bad im See, der uns, dem bayrischen Volk gehört und niemand sonst.

Wir stellen eine beträchtliche Anzahl von Schwimmhilfen und Badetieren zur freien Verfügung und jeder Teilnehmer erhält zum Andenken eine Goldmünze aus dem Bismarckschen Reptilienfonds, mit dem auch der geistig umnachtete, aber dennoch geldgierige Bauherr Ludwig II zum Nachteil Bayerns und seiner Bürger bestochen wurde."


Ein Gespräch mit dem Künstler hat die QUH bereits veröffentlicht: http://quh.twoday.net/stories/muenchner-kuenstler-plant-gegenveranstaltung-zur-koenig-ludwig-feier/
Eine direkte Konfrontation des gemeindlichen Ehrenzuges mit dieser Protestveranstaltung dürfte es allerdings nicht geben. Der Umzug zur Votivkapelle startet bereits um 9.30 Uhr.

abzeichen125
Nicht aus dem Reptilienfonds: Gedenkabzeichen der Berger Burschenschaft

Der Gedenkgottesdienst mit anschließendem Ehrenumzug durch den Schloßgarten beginnt dann um 10.30 Uhr. Am Abend findet dann im Marstall von Berg um 18.45 Uhr noch die Performance "Krone im Wasser" von Ulrike Adldingers (veranstaltet vom Kulturverein Berg) statt.

Wer alles über Ludwig II wissen möchte (was bereits jemals hier im Blog veröffentlicht wurde) ... rechts in der Spalte haben wir ein eigenes Unterthema eingerichtet.

Donnerstag, 2. Juni 2011

Hitverdächtiges Wagalaweia für Ludwig II

Mit einem ersten verfrühten Höhepunkt beginnen an diesem Sonntag die Ludwig-Festspiele zu Berg.

Wagner_Ludwig
Wagner, so wie ihn Ludwig II hörte: in Kammermusikbearbeitung

Die Reihe "marstall-classics" des Berger Kulturvereins (und der Kempfenhauser Christoph und Stephan Kaske Stiftung) gehört zu den erstaunlichen Berger Erfolgsgeschichten. Aus gegebenen Anlaß lädt Gastgeber, Cello-Virtuose & Co-QUH Sebastian Hess am Sonntag Abend (5.6. / 20 Uhr) zum Sonderkonzert mit Titel "Ludwigs Wagner". Auf dem Programm: "Ludwigs Lieblingsarien" sowie "spektakuläre Bearbeitungen" von Wagner-Overtüren. Cello-Chef Sebastian wird am Klavier begleitet von Olaf Dreßler. Die QUH sprach bei den Probenarbeiten mit dem Solisten.

SHnew
QUH mit Hund: der Kempfenhauser Cellist Sebastian Hess in Wagner-Pose

QUH: Hallo Sebastian, bei den letzten marstall.classics wurde eine Flöte zur Schiffssirene ... was haben wir diesmal an Überraschungen zu erwarten?"
Sebastian Hess: Diesmal stehen wir natürlich in der Verantwortung, anlässlich des 125ers Ludwigs Wagnermanie in Berg adäquat darzustellen. Auch wenn die marstall.classics und die QUH in der Vergangenheit brillante Zusammenarbeiten mit der Bayerischen Staatsoper hatten (z.B. bei der Sprachoper "Unser Oskar"), können wir leider nicht das Nationaltheater an den See karren. Deshalb, um meine Lieblinge von Monty Python zu zitieren: now to something completely different."

QUH: Beim letzten Mal gab es leichtfüßigen Barock, diesmal schwer Wogendes mit Wagner. Ich bin verblüft, Wagner und Kammermusik, geht das?
Sebastian Hess: Der iPod des späten 19. Jahrhunderts war die Bearbeitung der Highlights aus langen Wagneropern in Notenform. Diese Bearbeitungen waren weit verbreitet. Das war Musik, die von großbürgerlichen Wohnzimmern bis in die Münchner Residenz ständig nachgespielt wurde. Auch Ludwig hat sich einzelne Stücke (Beleuchtung inklusive) in seiner Linderhof-Grotte am Cello vorspielen lassen. Authentischer können wir die Versionen, die der Kini gehört hat, also kaum nachempfinden. Und alle unser Notenmaterial stammt aus dem historischen Archiv von Wagners Verleger.

QUH: Die Beziehung von Ludwig II zu Berg ist klar. Was verbindet Wagner und Berg?
Sebastian Hess: Die Tatsache, dass Richard Wagner in Kempfenhausen die Tochter Franz Liszts (die nachmalige Cosima Wagner) ihrem Ehemann, dem großen Dirigenten Hans von Bülow ausgespannt hat (während er hier vor Ort am Tristan werkelte), muss als perfektes Lokalkolorit doch genügen.

QUH: Wie ich dich kenne, wirst du dich mit der berüchtigten Wagnerschen Düsternis und Schwere nicht allzu sehr aufhalten?
Sebastian Hess: Schwer ist's eben nicht, eher luftig, manchmal spektakulär und erstaunlich schön. - "Träume" aus den Wesendonck-Liedern auf einem Cello hat man noch selten gehört, und ein oder zwei Überraschungen von Wagners Schwiegervater haben wir auch noch im Köcher. Was wir machen, ähnelt eher einem virtuellen Soundtrack zu Viscontis "Ludwig", denn einer Wagner Oper. Und wenn man Wagners Highlights in den (sehr respektvollen) Bearbeitungen seiner Zeitgenossen nimmt, dauern sie selten länger als 4-5 Minuten: kein Wunder also, dass RW ein Popstar seiner Zeit war.

QUH: Sebastian, wir danken dir für das Gespräch und freuen uns auf das Konzert."

Kartenbestellung unter mail@kulturverein-berg.de

Donnerstag, 26. Mai 2011

Münchner Künstler plant Gegenveranstaltung zur König Ludwig Feier

P1000226
Gehörige Distanz: heute beim König

Der anstehende Jubiläums-Todestag von König Ludwig II lockt nicht nur noble Kunstanstrengungen in unser Dorf, wie die Bläsergruppe "Blechschaden", die am Pfingst-Sonntag im Festzelt am Huberfeld auf Einladung der Berger Burschenschaft spielt (Eintrittskarten für 20€ bei den Raiffeisenkassen und im Getränkemarkt Albrecht). Er inspiriert nicht nur lokale Künstler wie Ulrike Adldinger zu Kreisverkehrgestaltungen und Performances ("Die Krone im Wasser" mit Aurelia Baumgartner & Klaus Walterspiel am Pfingst-Montag im Marstall), nein sie lockt auch ganz andere Unternehmungen an, die auf ihre Art von dem Event profitieren ... oder dagegen protestieren wollen. Der Münchner Künstler Wolfram Kastner (Preisträger des "German Jewish History Award") hat schon vor 25 Jahren ein Anti-König-Ludwig-Happening veranstaltet. Er plant auch diesmal wieder eine Aktion in Berg.

IMG_7667-m
Wolfram Kastner bei einer Aktion zur Bücherverbrennung auf dem Münchner Königsplatz

QUH:
Herr Kastner, Sie mögen König Ludwig II nicht besonders?

Wolfram Kastner:
Es gibt auch keinen einzigen Anlass, diesen absurden selbstverliebten Kitsch-Monarchen zu mögen. Er verstand weder etwas von der überfälligen Aufklärung oder von sozialer Verantwortung, noch war er ein Förderer einer zeitgemäßen zukunftsweisenden Kultur.

QUH:
Sie planen zum 125. Jahrestages des Todes von König Ludwig II am 13.6. eine Aktion in Berg, die sich kritisch mit diesem Gedenktag beschäftigen will. Können Sie uns darüber etwas verraten?

Wolfram Kastner:
Der systematischen Verharmlosung einer Monarchie, die ihre Untertanen bis aufs Blut aussaugte und in mörderischen Kriegen verrecken ließ, muss man etwas entgegenhalten. Wir wollen die staatlich geförderte Ludwixerei der Lächerlichkeit preisgeben, die sie verdient. Wir haben eine Versammlung im öffentlichen Teil des Schlossparks angemeldet, bei der eine performative Inszenierung „Bayern geht Baden“ realisiert werden soll – mit Schwimmnudel, Taucherbrillen, Flossen und Schnorchel.

QUH
Wie haben die Wittelsbacher auf ihr Vorhaben reagiert?

Wolfram Kastner:
Naja, die haben es vielleicht noch nicht registriert, dass das Versammlungsrecht in ganz Bayern gilt. Sie wollen uns eine Genehmigung „nicht in Aussicht stellen“. Aber die demokratischen Grundrechte und dazu gehört die Versammlungsfreiheit - existieren nicht von Wittelbachs Ganden.

QUH
Sie sind Mitglied des Vereins "Das andere Bayern", der bereits zum 100. Todestag ein Schiff auf dem Starnberger See mietete auf dem anläßlich einer "Lustfahrt" König Ludwig auf die Schippe genommen wurde. Wie waren die Reaktionen?

Baerenfell-001-sw-m
"Bärenfell"-Aktion auf der Seeshaupt (1986)

Wolfram Kastner:
Damals sorgte sich das Bayerische Finanzministerium darum, dass das Ansehen des Ludwigzwo Schaden nehmen könnte, z.B. durch eine Inszenierung des „BärenfellWälzens“ (bei dem wir Ludwigs Lust, in der Oper nackte niederbayerische Bauernburschen zu betrachten, nachstellten). Es kamen viel mehr Menschen zu unserer Schifffahrt als wir Platz hatten. Das bestätigt, dass die Menschen in Bayern nicht so blöd sind, wie sie gehalten werden sollen.

QUH
Herr Kastner, danke für dieses Gespräch.

--------------

Die QUH wollte - auf ihre Art - ursprünglich am geplanten Festzug teilnehmen, ihr wurde aber bedeutet, dass "politische Parteien" bei dem (königstreuen?) Event nicht erwünscht seien. Auf dem QUH-Blog gab es bereits diverse Berichte über König Ludwig. U.a. die Vermutung, dass er - kurz vor seinem Tod - der Mörder von Dr. Gudden gewesen sein könnte ( http://quh.twoday.net/stories/koenig-ludwig-als-moerder/ ), die Aufdeckung einer Ludwig-Fälschung ( http://quh.twoday.net/stories/5768172/ ) oder eine Untersuchung seines engen Verhältnisses zum Horror ( http://quh.twoday.net/stories/5481138/ ).

Donnerstag, 21. April 2011

Blechschaden in Berg

Blechschaden
Foto:  Blechschaden

Die Berger Burschenschaft lässt aufspielen: Im Rahmen des Berger Festwochenendes zum 125. Todestag von König Ludwig II spielt Blechschaden, die Blechbläser der Münchner Philharmoniker (unter der Leitung von Bob Ross) im Festzelt am Huberfeld. Das Konzert findet am Pfingstsonntag, also am 12. 6. 2011, statt. Einlass ist um 18 Uhr (mit Bewirtung), die Sitzplatzwahl ist frei, Konzertbeginn 20 Uhr.

IMG_0124

Druckfrisch trafen gestern die Karten für das Konzert von "Blechschaden" in Berg ein - wer als noch ein Ostergeschenk sucht, kann Karten im Vorverkauf erstehen bei: Getränkemarkt Albrecht, VR Bank Filiale Berg, VR Bank Filiale Starnberg und Raiba Aufkirchen.

Weitere Infos finden Sie unter www.koenig-ludwig-berg.de

Mittwoch, 25. August 2010

War König Ludwig ein Mörder?

IMG_1613
König Ludwig (1845-1886) Monarch oder Mörder?

Heute, Mittwoch, 25.8.2010, wäre "unser" König Ludwig 165 Jahre alt geworden, wenn er den Zaubertrank für ewiges Leben getrunken hätte oder - falls er das getan hat - nicht im Starnberger See seinen rätselhaften Tod gefunden hätte. Zuvor aber könnte er seinen Arzt, Dr. Gudden, im Wasser vor den Schloßpark ermordet haben, der dort - soviel scheint sicher - eines gewaltsamen Todes starb. Das zumindest erläutert Wolfgang Till, der ehemalige Direktor des Münchener Stadtmuseums in einem Gespräch über sein neues Buch "König Ludwig II. König von Bayern, Mythos und Wirklichkeit", das im Christian Brandstätter Verlag erschienen ist. Das Gespräch wurde in der feinen BR-Literatursendung "Lesezeichen" ausgestrahlt und ist auf dieser Webseite abrufbar: http://www.br-online.de/bayerisches-fernsehen/lesezeichen/wolfgang-till-ludwig-ii-koenig-von-bayern-lesezeichen-2010-06-21-ID1276779500273.xml

Wolfgang Tills Buch beteiligt sich selbst an Verschörungstheorien eher nicht. Er hat vielmehr eine präzise, fakten- und bildreiche Fundgrube an Ludwig-Memorabilas geschrieben. So findet sich in dem Band sowohl des Königs berühmter und ganz unköniglicher Bowler-Hut ...

IMG_1611IMG_1612
Dieser bürgerliche Bowler beschützte ... ein blaublütiges Haupt

... als auch manche schöne Anekdote. Zum Beispiel die zu diesem Foto, das eines der letzten Photoportraits des Königs darstellt und ihn mit dem Schauspieler Joseph Kainz zeigt:

IMG_1614
Kainz und König: eine Fälschung!

Nicht nur die Tatsache, dass der König sitzt und der von ihm verehrte, mit Geschenken und dem vertrauten "Du" beehrte Schauspieler über ihn steht, ist an diesem Photo merkwürdig, sondern vor allem die Tatsache, dass es sich um eine sorgfältig retuschierte Fälschung handelt. Auf dem ursprünglichen Abzug hatte der Schauspieler dem homosexuell zumindest veranlagten König, der seinen Bowler in der Hand hält, noch vertraut die Hand auf die Schulter gelegt. Der König selbst saß noch nicht auf einem Thron und hatte eine etwas ungeordnete Frisur.

IMG_1615
Das Original: König und Kainz in vertrauter Pose

Alle Abbildungen entstmmen dem nicht nur sehr lehrreichen, sondern mit 9,90€ auch äußerst wohlfeilen Buch von Wolfgang Till. - Wer nur ein König-Ludwig Buch braucht, sollte dieses besitzen.

Samstag, 12. Juni 2010

Fantreff Votivkapelle

Nächstes Jahr ist goßes Jubiläum: Der 125. Todestag des Berger Königs Ludwig II steht an. Das Ereignis wirft jetzt schon seine Schatten voraus:

Schloss_Berg_-_Postcard
Historische Postkarte: Schloß Berg am Abend des 13. Juni 1886 (Sebastian Hess gewann im letzten jahr die QUH-Preisfrage, was auf diesem Bild falsch ist ... na?)

Zum 124. Todestag morgen könnte es im Schloßpark zu einem brisanten Treffen der diversen König-Ludwig-Fangruppen kommen (haben die eigentlich Rautenfähnchen an den Autos?).

Einerseits hat die Vereinigung "König Ludwig, Deine Treuen", die 1913 gegründet wurde, an der Votivkapelle einen Gottesdienst angekündigt (10 Uhr 30 Schloßpark Berg), andererseits haben sich die berüchtigten, vermummten Guglmänner zu Wort gemeldet. Nach der Gedenkfeier wollen sie mit Ihrer Aktion "Menetekel" beginnen, die zur Öffnung des Königs-Sarkopharges führen soll und zum Beweis ihrer These, dass der König ermordet worden sei. "Es war Mord!" ist ihr Schlachtruf. Ihre - nicht ganz aktuelle - Internetseite ist: http://www.Guglmann.de/deutsch/index.htm

IMG_0991

Falsch auf der obigen Postkarte war übrigens der Schattenwurf des Königs, der am Abend gen Osten fallen müßte.

Samstag, 31. Januar 2009

König Ludwig II und das Grauen

Wie konnte es zum Phänomen König Ludwig II kommen? - Genie, Wahnsinn und Homosexualität wurden als Erklärung seiner rätselhaften Geisteswelten herangezogen. Jetzt hat der der Münchner Autor Alfons Schweiggert eine sensationelle Neudeutung vorgelegt. Er vermutet, König Ludwig II. sei weniger von Königin Sisi als vielmahr von den Geisteswelten des amerikanischen Horror-Erzählers und Krimi-Erfinders Edgar Allan Poe angeregt gewesen, der dieses Jahr 200. Geburtstag feiern würde.

HBIyP7TC_Pxgen_r_467xA
Wie im Horrorfilm: Der Leichnam von König Ludwig (1845-1886)

Alfons Schweiggert stützt sich auf ein Gespräch, dass Ludwig 1882 mit dem amerikanischen Schriftsteller Lew Vanderpoole führte: "Haben Sie Poe gekannt?", soll Ludwig den Amerikaner neugierig gefragt haben. Denn für ihn sei "Poe einer der größten Menschen, die je geboren wurden." Und dann versicherte der König dem verblüfften Besucher, daß er seinen "Thron dafür geben würde, eine Stunde lang mit Edgar Allan Poe sprechen und die einzigartigen, seltsamen Gedanken erfahren zu können, die ihn offenbar sein Leben lang beherrschten."

edgar-allan-poe-big
Edgar Allan Poe (1809-1849), amerikanischer Schrftsteller, Erfinder des literarischen Grauens.

Ludwig konnte seinen Thron noch eine kleine Weile behalten, denn zu diesem Zeitpunkt war Poe schon längst gestorben. Allein dass Ludwig Poe überhaupt kannte, ist verblüffend, da es damals noch keine deutsche Fassung Poes gab. Da Ludwig kein Englisch sprach, muß er die französische Übersetzung von Charles Baudelaire gelesen haben, der Poe in Europa bekannt machte und ihn als Beginn der literarischen Moderne feierte.

Poe-Ludwig
Poe und Ludwig als als geistesverwandte "Kobolde des Perversen"

Offenbar hatte Ludwig sein Schicksal in Poes Geisteswelten wiedergefunden: "Jede Berührung mit der Welt verletzt mich, meine Natur ist, ganz wie die Poes, von einer übermäßigen und unbegreiflichen Empfindsamkeit", gesteht der König. Dies ist eine kleine Sensation, denn Poes literarische Phantasien führen oft an den Rand des Grausamen und Perversen. Seine Geschichten wimmeln einerseits von "perversen Kobolden", grausamen Frauen, Mordphantasien, Gespenstern und lebendig Begrabenen. Andererseits gelten sie als Beginn der literarischen Moderne. - Unseren ehemaligen Mitbürger König Ludwig, der der Verkitschung anheim gefallen ist, in diesen Zusammenhang zu sehen, ist jedenfalls so verblüffend wie wohltuend.

2939251520_7ebaffa5ee
Ein neuer Blick auf Ludwig II. Wollte er Poes Horrorwelten nachbauen?

Selbst Ludwigs rätselhafte Bauwut findet sich bei Poe vorformuliert. In der Geschichte "Der Park von Arnheim" (1847) verwendet ein unermesslich reicher Mann sein ganzes Vermögen darauf, sich und seine Umgebung in eine schöne Idealwelt zu verwandeln. - Das äußerst anregende Buch von Alfons Schweiggert, das die königstreuen Ludwig II Fans bereits zu wüsten Beschimpfungen hinreißt, ist im EOS-Verlag erschienen und kostet 17,80€.

QUH

QUH Suche

 

Litfaß-Säule

vhs1

Aktuelle Beiträge

Re: Research on Things...
ammer - Di, 15.5.18, 14:52
Fw: Update your account
ammer - Sa, 12.5.18, 20:26
Research on Things to...
ammer - Sa, 12.5.18, 20:26
Re: Research on Travel...
ammer - Mi, 7.2.18, 18:12
Research on Travel Tips
ammer - Do, 1.2.18, 15:40

QUH-Count

Besucher

Blogger Status

Du bist nicht angemeldet.

Die QUH ist vom Eis!

Liebe QUH-Blog-Leser/innen,

wir haben hart gearbeitet. 4.520 Artikel, 5.105 Kommentare & Antworten sowie 9.156 Bilder sind nun erfolgreich auf unsere neue QUH-Weide umgezogen. Wir danken allen, die dies durch ihre Spenden möglich gemacht haben.

Kommen Sie mit und passen Sie das Lesezeichen Ihres Browsers an unsere neue Webadresse http://quh-berg.de an.

Zum neuen QUH-Blog »