Mittwoch, 20. Juni 2012

Das Verdienst

Im Duden ist es nachzulesen: Das Substantiv Verdienst gibt es im Deutschen sowohl als Maskulinum wie auch als Neutrum, wobei sich das Neutrum semantisch häufig, aber nicht zwingend, durch die Ermangelung des Nomens im Maskulinum auszeichnet. Will heißen: Wer sich verdient gemacht hat - sprich: Leistungen erbracht hat, die der öffentlichen Anerkennung wert sind -, tat dies zumeist ohne Verdienst. Sprich wiederum: ehrenamtlich.

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Geehrt: QUH-Vize Harald Kalinke

Die Gemeinde Berg ehrte - wie zuletzt vor zehn Jahren geschehen - am vergangenen Dienstag zehn verdiente Gemeindebürger. Der Jury gehörten Vertreter der Politik (die drei Bürgermeister), der Kirchen (die Pfarrer Johannes Habdank und Piotr Wandachowicz) und von vier Vereinen (Andreas Hlavaty für den MTV Berg, Dr. Joachim Kaske für den Kulturverein, Erich Meier für die FFW Bachhausen und Rita Steigenberger für den Sozialverband VdK).

38 Vorschläge gab es, 10 Engagierte wurden geehrt. In der Einleitung - musikalisch umrahmt von der famosen Farchacher Stubnmusik - zeigte BGM Monn eine bislang unbekannte poetische Ader: "Der Sonnenschein, den sie anderen bringen, strahlt auf sie zurück." Auch die nachfolgenden zehn Laudationes hielt Monn allesamt höchstselbst. Ausgezeichnet wurden drei Frauen, sieben Männer (!). Hier in alphabethischer Ordnung die Preisträger, ohne die Berg weniger liebenswert wäre:

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  • Marlene Donath engagiert sich seit 35 Jahren in der Pfarrei Mariä Himmelfahrt. Die ehemalige Religionslehrerin gründete einen Gebetskreis, den es seit 30 Jahren gibt, ist Mitglied im Katholischen Frauenbund, im Vorstand der Landvolkbewegung, Beirätin im ÖKAP und seit 2003 Pfarrgemeinderätin.
  • Christian Feirer ist seit 36 Jahren Mitglied beim FSV Höhenrain. Vom Jugendspieler brachte er es zum Kapitän der 1. Mannschaft - insgesamt 900 Spiele hat er bis 2011 bestritten - und kickt nun in der AH. Nebenbei engagierte er sich seit 1995 als Sportlicher Leiter beim FSV und auch als ehrenamtlicher Trainer, bis 2005 war er 1. Vorsitzender.
  • Gerd Jäger ist bekannt als Grüner Radler. Auf seinen Fahrten deckte er regelmäßig Umweltsünden auf. Der ehemalige Gemeinderat für Bündnis 90/Die Grünen ist Künstler, der sich für den Bund Naturschutz einsetzt.
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  • Prof. Dr. Christian Jutz gründete die Sternwarte in Aufkirchen, die dank seines Einsatzes 1992 eröffnet wurde. Er schenkte zunächst ein Spiegelteleskop und investierte weiter - alles wurde 1998 der Gemeinde überlassen. Lange hielt er Vorträge und machte Führungen.
  • Harald Kalinke (Foto s.o. - Blogleser wissen, wie er von vorne aussieht) ist Mitglied des MTV Berg, seit er sechs Jahre alt ist. Er entwickelte sich zum "besten Elfmeterschinder aller Zeiten". Als 2. Abteilungsleiter, Kassenwart, Beirat für Finanzfragen (böse Zungen sagen Controller) und Nachwuchsförderung sowie Sponsoring ist er nach seiner sportlichen Zeit weiterhin aktiv. Zudem stellt seine Firma ortsansässigen Vereinen seine Rasenpflegemaschine unentgeltlich zur Verfügung. Durch die Baumpatenaktion senkte er die Kosten für Berg Nord.
  • Erika Laurent saß für die SPD von 1984 bis 2002 im Gemeinderat. Abgesehen von ihren Umweltprojekten (z.B. Roter Punkt, Geschirrverleih, Geschirrmobil, Bund Naturschutz) engagierte sie sich beim "Kulturspaziergang" und im Wohnzentrum Eztztal.
  • Ralf Maier ist Vorsitzender des OGBV. Schon lange berät er Berger Bürger in Sachen Garten. Unter seinem Vorsitz verdoppelte sich die Mitgliederzahl. Auf sein Konto gehen: Obstpresse, Pflanzenmarkt, Bienenstand, Gemüsefeld, Blumenschmuckwettbewerb. Er kümmert sich auch um den Schulgarten in der OMG-Schule.
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  • Stefan Stadler trainierte von 1991 bis 2010 Turner beim MTV Berg und nahm mit den Mannschaften an Wettbewerben teil. Er selbst war - man höre und staune - 1986 Deutscher Vizemeister an den Ringen, im Olympia-Kader, ist mehrfacher Bayerischer Meister. Und organisierte mit seinen Mitstreitern immer die beliebte Nikolausfeier ....
  • Friederike Stefke engagiert sich seit etwa 60 Jahren in der Pfarrgemeinde Höhenrain. Die Lehrerin ist seit den Fünfzigerjahren Organistin in Höhenrain, wo sie auch lange Pfarrsekretärin war. Der Höhenrainer Advent wird von ihr mitgestaltet, und in der Kolpingsfamilie hatte sie ebenfalls Ehrenämter inne.
  • Hans Werner ahmte - nach Aufforderung - den Gesang eines Rotkehlchens nach. Seit seiner Jugend interessiert er sich für Natur- und Vogelschutz und macht beständig Führungen und Fotovorträge. Der begnadete Vogelstimmenimitator verabschiedete sich als Grauspecht.
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Auch der Juror freut sich: Andi Hlavaty

Abgesehen von der Urkunde bekamen alle Geehrten - und die verdiente Jury - ein Exemplar von Edwin Kunz' Bild- und Textband "Starnberger Seeflimmern", die Herren Wein und die drei Damen einen Blumenstrauß.

Es geht los: Geothermie auf dem Vormarsch

Und plötzlich geht alles sehr schnell: Letzte Woche klang alles, was mit Geothermie zu tun hatte, nach einer Zukunftsvision. Diese Woche klingeln die Gesandten multinationaler Firmen schon an unseren Türen. Sie werden bereits in kurzer Zeit beginnen, auf unseren eigenen Äckern und Wiesen Messungen vorzunehmen. Sie erklären: "Wir wollen hier in der Gegend ein Kraftwerk errichten!", und das Geld und die halbe Genehmigung dazu haben sie schon in der Tasche.

Weil der Bürgermeister auf Nachfrage der Berger Landwirte geantwortet haben soll, "Das Thema interessiert mich nicht", griff der Bauernverband gestern zur Selbsthilfe. Landwirt Huber Schorsch vom Graserhof hatte seine Kollegen und die Vertreter der Fa. "Erdwärme Bayern" (siehe den untenstehenden Bericht) an einen Tisch und ins voll besetzte Veranstaltungszimmer des "Müller's auf der Lüften" in Farchach geladen. Es wurde ein hochinteressanter, hoch brisanter Abend.

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Heiko Wilhelm (stehend rechts) von "Erdwärme Bayern" erklärt rund 30 zunächst erbosten Berger Landwirten die Geothermie und sein Vorhaben

Man werde im August im Gemeindegebiet mit den Messungen beginnen, wofür gut 30 Tage lang 20 t schwere Spezial-Fahrzeuge mit Impulsgebern durch das Messgebiet fahren würden (Karte siehe unten). Dazu bräuchte man Geophone (eine Art Mikrophon für Erdtöne). Sie sind mit kilometerlangen Kabeln verbunden und werden in 50 - 120 m Abstand in die Erde gesteckt. Mitarbeiter der Firma IPS sind bereits seit einiger Zeit in der Gemeinde unterwegs und kümmern sich um den Zutritt zu den Äckern und Wiesen (Info-Telefon 0162-9687513). Weil in der Gemeinde Berg die Bevölkerung über das Vorhaben nicht vorab informiert wurde, kam der Besuch der Herren von der Geothermie, die garantieren, für alle eventuellen Schäden die Haftung zu übernehmen, allerdings meist überraschend. Die Berger Grundbesitzer und -pächter fühlten sich nicht ohne Grund überrumpelt.

Dann sprach Heiko Wilhelm über die Geothermie im Allgemeinen, für die es in Oberbayern auf Grund der geologischen Besonderheiten im Voralpenraum einzigartige Möglichkeiten gibt. Unter uns liegt ein energetischer Schatz. Ab 400 m Tiefe gehört ein Bodenschatz allerdings nicht mehr dem Grundstückseigentümer. Er ist ein sogenannter "bergfreier Bodenschatz". Um den zu fördern, müsse man eine Genehmigung vom Staat einholen, diese besitze im Moment für Teile von Berg seine Firma.

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In ca. 4 km Tiefe fließt unter uns ein Schatz: 135 Grad warmes Wasser (Ausriss aus dem Infofaltblatt der "Erdwärme Bayern")

Die Schatzsucher sind also unter uns: Sie suchen regenerative Energie und wissen auch, wie man an sie herankommt. In Weilheim, wo man ebenfalls die Schürfrechte besitzt, werde schon bald gebohrt. In 2 Jahren womöglich auch bei uns, irgendwo zwischen hier und Wolfratshausen.

Die Firma "Erdwärme Bayern" sei eine Tochter des Unternehmens "GEO Global Energy" (Vgl.: http://www.geogloballlc.com/ ), einer privaten Investitionsfirma, die nach eigenen Angaben an der Entwicklung gut der Hälfte aller Geothermieanlagen weltweit beteiligt war und hinter der eine staatliche neuseeländische Stromfirma steht ("Mighty River Power").

Die Firma besitzt momentan im Berg/Icking und halb Wolfratshausen die Schürfrechte an dem "bergfreien Bodenschatz" thermische Energie und ist entschlossen, sie zu nutzen. Nach den Messungen im Sommer rechne man mit 5 Monaten Datenauswertung, danach werde ein Bohrplatz gesucht, dessen Genehmigung erfahrungsgemäß ein Jahr dauere ... ein weiteres Jahr dauere die ca. 10 Millionen € teure Bohrung, deren positives Ergebnis nicht garantiert werden könne. Auch deshalb sei es in Deutschland - anders als im Geothermie erprobten Neuseeland - schwerer, Investoren zu finden.

Der Initiator des Abends, Schorsch Huber, wies noch einmal darauf hin, dass er sich erkundigt habe: Bei dem Projekt in Weilheim, das von derselben Investitionsfirma initiiert wurden ist, hat es bislang keinerlei Probleme gegeben. Dort wird das Kraftwerk für Weilheim, das sich spröde zeigte, in der Nachbargemeinde Wielenbach gebaut.

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Interessant: Das Messgebiet "Claim Höhenrain" umfasst gut 100 qkm (grün umrandet), der eigentliche "Claim", wo die Fa. "Erdwärme Bayern" evtl. fördern darf (rot umrandet), ist viel kleiner. Beide beinhalten große Teile von Berg

Die Geothermiefirma ist nach bisherigen Erkenntnissen vor allem an dem Areal im Süden ihres "Claims" (in der Karte rot umrandet) interessiert. Da Fernwärmeprojekte selbst im Ballungsraum Wolfratshausen schwer zu realisieren sind, setzt man hauptsächlich auf die ökologische, CO2-freie Stromgewinnung (Wirkungsgrad ca 7%). Die Berger Landwirte hätten die Messungen, denen sie - wie allgemein der Geothermie - überwiegend positiv gegenüberstanden, gerne auf die vegetationsfreie Zeit ab November geschoben, was allerdings unmöglich ist: Die weltweit einzigartigen Messfahrzeuge sind bereits für September gebucht. Die Kabel werden über die Äcker gelegt, die Landwirte angeblich großzügig entschädigt. Am Ende erhob sich Unmut allein in Richtung des Bürgermeisteramts, das an dem Projekt - anders als an der Windenergie - nicht im Geringsten interessiert ist und vor allem die betroffenen Berger Bürger in völliger Unkenntnis über die Entwicklung ließ. Selbst das Wort "Sauerei" fiel.

Ähnliche Projekte werden die Gemeinde übrigens noch länger und über die Grenzen hinaus beschäftigen: Die Schürfrechte für den Claim nördlich des Ortsteils Berg (z.B. Kempfenhausen, Manthal) hat eine andere, die isländische Firma "Geysir Europe" erworben. Ihr Vorhaben wurde am Montag im Starnberger Stadtrat vorgestellt. "Geysir Europe" will nächstes Jahr möglicherweise in der Gegend von Percha bereits Probebohrungen unternehmen. Starnberg überlegt, ob man der Firma eine Kooperation anbietet und wird darüber auf einer Sondersitzung am 30.7. beraten. In Berg wurde die nächste GR-Sitzung mangels Themen bereits abgesagt.

In der Presse spricht man bereits von "Goldgräberstimmung": http://www.merkur-online.de/lokales/wolfratshausen/goldgraeberstimmung-suedbayern-2354934.html

SOS: Es fährt (noch k)ein Schiff nach ...

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Der Allmannshauser Künstler Hans Panschar sucht dringend ein Boot. Er schrieb uns:
SOS - Rettungsboot gesucht!
Für ein Kunstprojekt in Landshut - Kunst an der Isar - suche ich leihweise ein Ruderboot, vielleicht auch ein entsprechendes Segelboot.
Es sollte ca. 3 - 3,5 m lang sein, idealerweise aus Holz, Kunststoff ginge evtl. auch.
Es kommt auf der Isar zum Einsatz und soll dort vier Wochen lang schwimmen.
Kleine Reparaturen könnten von mir fachmännisch vorgenommen werden.
Zeitraum Juli/ August 2012
Vielleicht hat einer der QUH-Blog-Leser ja so ein gutes Stück ungenutzt im Garten oder am See liegen.
Es kommt unbeschadet und um ein kleines Abenteuer reicher - nach Absprache vielleicht auch weiß lackiert ?? - zurück.
Hans Panschar Tel: 08151 953033


Näheres zu "Kunst an der Isar" finden Sie hier:

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