Neues aus dem Gemeinderat: Im Zeichen der Wurst
Im Zeichen der Wurst: Ortstermin in der Anton Riedl Spezialitäten GmbH. Ortsmitte Berg
Die Geister, die ich rief - der Gemeinderat in Schutzkleidung bei der Besichtigung
Richtig wichtig waren in der heutigen Gemeinderatssitzung vor allem zwei Tagesordnungspunkte: die Neufassung der Garagen- und Stellplatzsatzung und die Vorstellung der Planung für die Bebauung der Riedl-Wurstfabrik.
Die Garagen- und Stellplatzsatzung musste - wie berichtet - auf die Forderung des 5-Meter-Abstands zwischen der Garageneinfahrt und der "öffentlichen Verkehrsfläche" verzichten. Die Verwaltung schlug aber die Fassung eines Grundsatzbeschlusses vor - nun müssen jegliche Abweichungen dem Gemeinderat zur Prüfung auf Verträglichkeit vorgelegt werden - bei Bedarf kann dann ein einfacher Bebauungsplan aufgestellt werden. Gute Idee.
Der Gasthof zur Post bekam die Baugenehmigung übrigens noch nach dem alten Schlüssel.
So sah dann die Vorstellung für die Planung in der Schatzlgasse aus. Die Wurstfabrik Riedl - bzw. Eigentümer Fa. Stockmeyer - setzt fortan auf "schimmelgereifte Wurstprodukte" in Füchtorf.
Ausriss aus der Firmenzeitschrift
Unternehmer und Eigentümer Risken bedauert die Schließung der Firma - und würde nun gerne selbst nach Berg ziehen. Prof. Dieter G. Baumewerd stellte die mit dem Eigentümer geplante Wohnbebauung - mit Mietshäusern - vor, die die Wurstfabrik ersetzen soll - ein "Wohnpark", bestehend aus sechs "locker angeordneten" Kuben mit Heckenbegrenzung, Flachdach und Dachgarten. Im selben Atemzug wurde gesagt: "Falls der Gemeinderat das so nicht genehmigt, wird die Fabrik weiterbetrieben." Allerdings nicht die Wurstfabrik, die nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben sei.
Aus dem Gemeinderat gab es Bedenken aus mehreren Richtungen:
GR Adldinger fragte, ob die Dreigeschossigkeit genehmigungsfähig sei und nach der Grundstücksgröße. Das Grundstück sei 2880 qm groß, die sechs Häuser würden samt Garagen 675 qm bebaute Fläche einnehmen, lautete die Antwort. Adldinger hielt auch eine Fabrik für keine wirklich geeignete Bebauung für eine Ortsmitte.
GR Dr. Kaske meinte, eine "Park" sei eher das Gegenteil dessen, was hier dargestellt wurde - auch wenn keine Mauern und Hecken geplant seien, gleiche das Bauvorhaben doch fast einer "gated community".
GR Steigenberger hatte städtebauliche Bedenken - immerhin handle es sich um eine Ortsmitte - und er führte zusätzlich historische Argumente an.
GR Dr. Haslbeck wollte im Privatgrund am liebsten gleich Brunnen, Treffpunkt, Spielplatz sehen - Paradies!
GR Link hatte - wie auch GR Brunnhuber - ästhetisch nichts gegen die Flachdachbauten einzuwenden, fand die Planung aber in städtebaulicher Hinsicht bedauerlich - ein klarer Schritt zum Cocooning und zur Schlafstadt. Wollte lieber ein Mischgebiet - Ladenzeile o.ä.
GR Gastl-Pischetsrieder und GR Hlavaty wollten in erster Linie das Gewerbe - die Fabrik - erhalten.
GR Schmid sagte schlichtweg: "Mir gfoids ned."
Die Voranfrage wurde schließlich in der vorgestellten Form nach mehrfachen Umformulierungen abgelehnt, die Verwaltung soll nun weiter mit dem Besitzer verhandeln.
Herr Geyer, ehemaliger Berger Betriebsleiter der Fa. Riedl meldete sich - als offizieller Begleiter von Prof. Baumewerd - zu Wort (deshalb durfte er trotz des sonst herrschenden Redeverbots während der Sitzungen sprechen). Er berichtete von leerstehenden Fabrikgebäuden des Besitzers Risken in anderen Ortsmitten, die nicht mehr betrieben werden konnte und nun von Ratten und Mäusen heimgesucht würden. Und von anderen innerorts - statt reiner Wohnbebauung - möglichen Fabrikproduktionen wie Fisch oder Tierfutter...
quh - 2012/10/24 00:35
ohne Worte
"gated community" trifft es sehr genau. Angesichts der Meinung von einzelnen GR zur gewünschten Bebauung fällt mir echt nichts mehr ein.
Genauer gesagt
27:09 Minuten Aufklärung
Gibt es eine Möglichkeit, Bauherren, Verwaltung und Gemeinderäte zu verpflichten, diese 27 Minuten anzusehen?
Ab 26:09: "...die andere Alternative ist Gleichgültigkeit, Gleichgültigkeit gegenüber dem Vergangenen, gegenüber dem gewachsenen, Gleichgültigkeit auch gegenüber der Gemeinschaft ..."
Dieter Wieland