Die Geschichte vom "Ehrentellerl" für Oskar Maria Graf
Es ist ein kleiner Sensationsfund: das von der QUH aufgespürte Film-Dokument, in dem der Bürgermeister von Berg 1964 Oskar Maria Graf "im Auftrag des Gemeinderates" im Biergarten der "Berger Stuben" ein "Ehrentellerl" überreicht. Graf, auf Besuch aus dem New Yorker Exil, trifft währenddessen in Berg alte Schulfreunde und schimpft auf die alten "Feinde" aus Unterberg.
BGM Wilhelm Gastl überreicht im Auftrag des Gemeinderates ein "Ehrentellerl" an Oskar Maria Graf (Bild anklicken)
Wie kam es zur Überreichung dieses "Ehrentellerls"? - Nun: Der Berger Bürgermeister Willi Gastl war nicht von selbst darauf gekommen, aber gut beraten: 10 Jahre zuvor, zum 60. Geburtstag von Oskar Maria Graf, hatte ihn 1954 ein emigrierter Intellektueller namens Grosshut darauf hingewiesen, dass ein gewisser Oskar Maria Graf, ein berühmter Sohn der Gemeinde, in New York seinen 60. Geburtstag feiern würde. Da sei es für einen Bürgermeister doch ganz angemessen, diesem zu gratulieren. BGM Wilhelm Gastl ging per Luftpost ans Werk und gratulierte. Er vermittelte auch 1958 einen Besuch Grafs zur 800-Jahr Feier der Stadt München bei OB Joachim Vogel. Der Besuch endete in einem Desaster, weil Oskar zur Lesung im barocken Cuvilliestheater in der Lederhose erschien und damit Tumulte auslöste. Aber Oskar Maria Graf, der 1933 mit dem innigen Wunsch "Verbrennt mich!" den Nazis getrotzt hatte und nach New York ausgewandert war, war zumindest zu seinem ersten von drei Besuchen in seiner alten Heimat Berg, seinem größten literarischen Thema, überredet worden.
10 Jahre später, zum 70. Geburtstag von Graf 1964 kam es dann zur oben dokumentierten, etwas peinlichen Überreichung des "Ehrentellerls". Graf, der in Berg damals gemeinhin als "Nestbeschmutzer" galt, fühlte sich dem ansonsten nicht unbedingt beliebten Bürgermeister Gastl aber so verbunden, dass er ihn fortan als seinen "Freund" bezeichnete und ihm sogar sein Buch "Bayrische Dorfgeschichten" widmete, das heute - ein halbes Jahrhundert später - die QUH zum diesjährigen Adventskalender mit "Berger Dorfgeschichten" inspiriert hat.
Zwei Dinge sind an diesen Dokumenten so bemerkenswert: Graf musste nach seinem Appell "Verbrennt mich!" 1933 sofort aus Deutschland flüchten. In seinem Heimatdorf Berg galt er nach dem Krieg deshalb aber beileibe nicht als Held. Noch Jahrzehnte nach seinem Tod gab es Proteste gegen die Benennung einer Straße nach dem größten Sohn der Gemeinde (König Ludwig war ja immerhin ein "Zugroaster"). Die Proteste waren so erfolgreich, dass auch heute nur eine Kreuzung ohne Postadresse nach dem Dichter benannt ist. Die Geschichte finden Sie natürlich bei der QUH: http://quh.twoday.net/stories/unser-oskar-pt-2/ .
Widmung von Oskar Maria Graf an Wilhelm Gastl
Und glauben Sie es uns, das obige Video ist es wirklich wert, angesehen zu werden. - Vom Verbleib des "Ehrentellerls" ist leider nichts bekannt.
Wenn Sie wissen wollen, wem dieser Briefkasten gehört, dann klicken Sie hier (QUH-Listenplatz Nr. 13).
BGM Wilhelm Gastl überreicht im Auftrag des Gemeinderates ein "Ehrentellerl" an Oskar Maria Graf (Bild anklicken)
Wie kam es zur Überreichung dieses "Ehrentellerls"? - Nun: Der Berger Bürgermeister Willi Gastl war nicht von selbst darauf gekommen, aber gut beraten: 10 Jahre zuvor, zum 60. Geburtstag von Oskar Maria Graf, hatte ihn 1954 ein emigrierter Intellektueller namens Grosshut darauf hingewiesen, dass ein gewisser Oskar Maria Graf, ein berühmter Sohn der Gemeinde, in New York seinen 60. Geburtstag feiern würde. Da sei es für einen Bürgermeister doch ganz angemessen, diesem zu gratulieren. BGM Wilhelm Gastl ging per Luftpost ans Werk und gratulierte. Er vermittelte auch 1958 einen Besuch Grafs zur 800-Jahr Feier der Stadt München bei OB Joachim Vogel. Der Besuch endete in einem Desaster, weil Oskar zur Lesung im barocken Cuvilliestheater in der Lederhose erschien und damit Tumulte auslöste. Aber Oskar Maria Graf, der 1933 mit dem innigen Wunsch "Verbrennt mich!" den Nazis getrotzt hatte und nach New York ausgewandert war, war zumindest zu seinem ersten von drei Besuchen in seiner alten Heimat Berg, seinem größten literarischen Thema, überredet worden.
10 Jahre später, zum 70. Geburtstag von Graf 1964 kam es dann zur oben dokumentierten, etwas peinlichen Überreichung des "Ehrentellerls". Graf, der in Berg damals gemeinhin als "Nestbeschmutzer" galt, fühlte sich dem ansonsten nicht unbedingt beliebten Bürgermeister Gastl aber so verbunden, dass er ihn fortan als seinen "Freund" bezeichnete und ihm sogar sein Buch "Bayrische Dorfgeschichten" widmete, das heute - ein halbes Jahrhundert später - die QUH zum diesjährigen Adventskalender mit "Berger Dorfgeschichten" inspiriert hat.
Zwei Dinge sind an diesen Dokumenten so bemerkenswert: Graf musste nach seinem Appell "Verbrennt mich!" 1933 sofort aus Deutschland flüchten. In seinem Heimatdorf Berg galt er nach dem Krieg deshalb aber beileibe nicht als Held. Noch Jahrzehnte nach seinem Tod gab es Proteste gegen die Benennung einer Straße nach dem größten Sohn der Gemeinde (König Ludwig war ja immerhin ein "Zugroaster"). Die Proteste waren so erfolgreich, dass auch heute nur eine Kreuzung ohne Postadresse nach dem Dichter benannt ist. Die Geschichte finden Sie natürlich bei der QUH: http://quh.twoday.net/stories/unser-oskar-pt-2/ .
Widmung von Oskar Maria Graf an Wilhelm Gastl
Und glauben Sie es uns, das obige Video ist es wirklich wert, angesehen zu werden. - Vom Verbleib des "Ehrentellerls" ist leider nichts bekannt.
Wenn Sie wissen wollen, wem dieser Briefkasten gehört, dann klicken Sie hier (QUH-Listenplatz Nr. 13).
quh - 2013/12/20 00:02