Der Informationsabend zu Asyl in Berg
Brechend voll: der Saal im Gasthof Die Post
Berg bekommt, wie wir seit kurzem wissen, schon bald für seine neuen Gäste eine Zeltanlage am Huberfeld, die Bauarbeiten haben bereits begonnen. Heute Abend fand die Informationsveranstaltung zur neuen Asylbewerberunterkunft in Berg statt - der Saal platzte aus allen Nähten. Mindestens 200 Personen waren gekommen, und noch mehr hätten sich gerne informieren lassen, aber es war schlichtweg nicht mehr Platz. Sogar eine akustische Übertragung in den Wintergarten war angedacht, das ließ sich lediglich in der Eile nicht bewerkstelligen. Deshalb wurde kurzfristig ein zweiter Termin in der nächsten Woche organisiert, und zwar am kommenden Mittwoch, den 9.9., um 19:30 Uhr, ebenfalls im Saal des Gasthofs Die Post..
"Key note speaker" war Bergs 1. Bürgermeister Rupert Monn, dann informierte der Stellvertretende Landrat Georg Scheitz über die aktuelle Situation in Deutschland und im Landkreis. Herr Derpa und Herr Hinze vom LRA stellten die Anlage vor, und Herr Teymurian berichtete vom Berger Helferkreis. Wir zitieren die Schlüsselsätze:
1. Bürgermeister Rupert Monn:
Wir danken Ihnen für das grundsätzliche Interesse. Es zeigt, Sie wollen einen Beitrag leisten zum Meistern einer der größten Herausforderungen unserer Tage.
Unser Ziel ist es, den Gästen den Aufenthalt so erträglich wie möglich machen.
Wir wollen Ängste nehmen und Informationen bieten. Aber was heute Tatsache ist, kann morgen schon wieder ganz anders sein.
Wir wollen gute Gastgeber sein! (Applaus im Saal)
Stellvertr. Landrat Georg Scheitz:
Mit diesem Ansturm haben wir hier nicht gerechnet - genauso ging es uns mit dem Thema Flüchtlinge.
Der Landkreis bekommt derzeit wöchentlich 38 Personen, die Zahl wird sicher deutlich erhöht wären. Derzeit haben wir 1100 Flüchtlinge im Landkreis, Ende des Jahres sind es wahrscheinlich 1800. Wir brauchen mehr Unterkünfte.
Es wird noch dauern, bis die geplanten Containeranlagen realisiert werden können - die Flüchtlinge sind trotzdem da. Als Übergangslösungen wurden Turnhallen oder Feuerwehrhäuser etc. genutzt. Wir haben zusätzlich drei zeltanlagen und eine Traglufthalle. Turnhallen sollen nicht beschlagnahmt werden.
Wir bekommen Informationen ganz, ganz spät und müssen sofort darauf reagieren.
Herr Derpa (Geschäftsbereichsleiter Asyl):
Professionelle Betreuung: Der Betreiberposten für die Anlage Berg ist derzeit noch ausgeschrieben. Auf jeden Fall wird 8 Stunden/Tag ein Objektbetreuer als Ansprechpartner für Bewohner und Bevölkerung anwesend sein.
Der Sicherheitsdienst soll ausdrücklich soziale Kompetenzen haben.
Ein Reinigungsdienst wird ebenfalls gestellt.
zusätzlich wird das Objekt durch Sozialpädagogen vom LRA betreut - die das aber alleine nicht schaffen werden. Wir sind auf die Helferkreise angewiesen.
Der Lageplan der Zeltanlage (zum Vergrößern anklicken)
Herr Hinze vom Landratsamt:
Unsere Zelte sind für 16 Personen konzipiert, mit jeweils acht Stockbetten.
Es gibt drei Küchenzelte, das dritte wird eventuell auch als Sozialzelt mitgenutzt werden. Tische und Stühle werden ebenfalls gestellt.
Ein Zaun ist nicht gewünscht, um einen Ghettocharakter zu vermeiden.
Herr Teymurian (Organisator Helferkreis, Herr Teymurian ist gebürtiger Iraner und lebt seit 52 Jahren in Deutschland)
Unser Ziel ist nur eins: Den Menschen beizubringen, hier nicht als Fremde zu leben. Wir wollen sie die Sprache lehren und ihnen die Sitten und Gebräuche nahebringen.
Der Helferkreis ist mittlerweile auf 35 Personen angewachsen, wir wollen noch 50 erreichen - und Paten für die Gäste finden.
Falls es einmal Schwierigkeiten oder Probleme geben sollte, wenden Sie sich über die Homepage an uns, wir kümmern uns.
Nun die Fragen aus der Bevölkerung:
- Frau Hillenberg
Frau Hillenberg sagte, sie betreue unbegleitete minderjährige Flüchtlinge und sei zudem DAF-Dozentin (Deutsch als Fremdsprache) in Jordanien und Kenia gewesen, sie wisse also, wovon sie rede. Sie halte es für unverantwortlich und unverschämt, kein Konzept zu haben.
BGM Monn bat Frau Hillenberg, eine konkrete Frage zu stellen.
Sie fragte: "Wer kommt?"
LR Scheitz lieferte Statistik. Derzeit kommen die meisten Asylbewerber aus Afghanistan, Albanien, Eritrea und Nigeria. Etwa 80 % seien Männer.
- Frau Knott
fand es leichtfertig, sich so auf ehrenamtliche Helfer zu verlassen. "Wir in Berg treten uns sowieso schon auf die Füße." In Andechs würden die Frauen die Männer zum Einkaufen schicken, und sogar die würden sexuell belästigt.
LR Scheitz wollte sich da erst einmal schlau machen - er hatte noch nichts davon gehört.
BGM Monn: "Wir sind nicht konzeptlos." Die Situation sei schwierig, weil man sehr kurzfristig reagieren müsse.
- Frau Jakob
hatte Sorge, die Asylbewerber würden wegen mangelnder Beschäftigung seelisch und geistig verkommen.
Herr Teymurian wies darauf hin, es sei wichtig, dass die Asylbewerber selbst ihr Leben in die Hand nähmen und sich selbst organisierten.
Frau Weber aus Starnberg unterstrich die Wichtigkeit der Frage, wie man die Asylbewerber tagsüber beschäftigen könne.
Herr Derpa erklärte Arbeitsrechtliches:
Unter drei Monaten Aufenthalt darf niemand arbeiten, lediglich 1-Euro-Jobs bei kommunalen und gemeinnützigen Einrichtungen seien erlaubt.
Nach drei Monaten kommt die Bundesagentur für Arbeit ins Speil. Sie prüft einerseits die Arbeitsbedingungen und muss zweitens auch prüfen, ob der Platz nicht auch von Deutschen oder EU-Bürgern ausgefüllt werden kann. Nach 15 Monaten entfällt diese Forderung.
- Frau Köninger
glaubte, am Spielplatz in Unterberg die Übergabe von "Briefchen" mitbekommen zu haben. Der Polizei melden, meine Herr Monn.
Kai Motschmann von der Starnberger Polizei kam kurz ans Mikrofon - wenn es Schwierigkeiten bisher gab, dann nur intern. Gravierende Vorkommnisse habe es bisher nicht gegeben.
- Frau Luppart-Würf
"Ureinwohnerin" und Kindergärtnerin in Pöcking. Ihre Kernaussage:
Am wichtigsten ist Herz, Mitgefühl und Respekt - kein Konzept.
Tosender Applaus.
Jeder hat Fähigkeiten und kann sich einbringen. Ich melde mich bei Herrn Teymurian, und mein 15-jähriger Sohn macht auch mit.
Was können die Bürger konkret tun?
Herr Teymurian:
Das Wichtigste ist, dass die Menschen ihr Leben selbst in die Hand nehmen. Sie werden uns sagen, was sie brauchen. Gehen Sie bitte nicht vorbei und reichen Spielzeug durch den Zaun. Die Leute sollen sich daran gewöhnen, dass nicht alles vom Himmel fällt. Den Schrank ausmisten, das ist keine Nächstenliebe. Wir informieren Sie über die Kontaktformular der Asyl-in-Berg-Website oder über die QUH.
Frau Maier (evtl. anders geschrieben?):
Wie oft wechseln die Bewohner? Wie sollen wir sie integrieren, wenn immer neue kommen?
Herr Teymurian: Das können wir auch nicht. Die Anlage ist für zwei Jahre eingerichtet. 20 % werden Bleiberecht bekommen, dann müssen sie die Unterkunft verlassen, 80 % werden bleiben.
- Herr Huber aus Höhenrain:
Vor allem die vielen Flüchtlinge aus Syrien nehmen nicht den langen Weg auf sich, um sich von uns aushalten zu lassen. Sie sind nicht freiwillig hier. Man muss sie wllkommen heißen.
- Herr Theimer:
Geben wir unsere Gästen einen Vertrauensvorschuss - gemäß dem geänderten Motto: Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser - es soll sich nicht jeder Einzelne rechtfertigen müssen, dass er kein Verbrecher ist.
- Herr Jeschke
wollte den Wachdienst hinsichtlich eines bestimmten politischen Spektrums überprüft wissen.
Das werde bei den Managementfirmen überwacht, antwortete Herr Derpa.
Und ob die Zelte winterfest seien? Herr Hinze erklärte, das die Beheizung über Thermostate laufe - die Schneelast sollte wegen des Wärmestaus am Dach kein Problem sein.
- Frau Ostmeier (haben wir den Namen richtig verstanden?) Anwohnerin
Wir sind - wegen der Ruhe - vor zwei Jahren nach Berg gezogen. Wie laut wird es tatsächlich? Wie laut ist der Lärm, der nicht von Menschen kommt? Haben wir unsere Nachtruhe noch?
Herr Hinze: Die Heizungen sind lärmgedämmt. Generatoren wären deutlich lauter. Vom LRA wurden keine Bedenken erhoben.
- Herr Hlavaty, 2. BGM
bot dem LRA selbst eine Wohnung ins einem Haus zur Miete an und rief die Bevölkerung auf, leerstehende Häuser und Wohnungen zu melden.
Er habe als MTV-Vorsitzender auch alle Mitglieder auf die Situation aufmerksam gemacht. Aber die Menschen sollten bitte keinen Hilfstourismus anfangen, sondern sich an den Helferkreis wenden. "Ich weiß, dass wir das schaffen werden."
BGM Monn schloss die Veranstaltung mit den Worten: "Berg hat 8200 Einwohner. Ich bin überzeugt, dass wir 128 Menschen freundlich empfangen können."
quh - 2015/09/03 23:45
keine Syrer?
Im Landkreis