2 bis 3 ... höchstens 4 Windräder in Berg
Der QUH-Informationsabend zur Energiewende im Hotel Schloss Berg wurde ein Abend, an dem denkwürdig offen und über alle Parteingrenzen hinweg über wichtige Entwicklungen gesprochen wurde. Es fielen auch Sätze, die bis vor kurzem nur hinter verschlossenen Türen verhandelt wurden: Hier bei der QUH verriet der Bürgermeister: Wo in Berg wie viele Windräder stehen werden, wer sie betreibt, um wo welche Energie einzuspeisen?
Draußen der Sonnenuntergang, drinnen die Energiewende
Während draußen die Sonne glutrot im See verschwand, hatten sich ein Viertelhundert Interessierte gestern zur QUH-Veranstaltung über "Regenerative Energien, Geothermie & Windenergie" in der Gemeinde versammelt.
Im Publikum auffallend viele "Honoratioren": Bürgermeister Rupert Monn (EUW), die Ex-Gemeinderäte Eisenhut (CSU) & Jäger (Grün), alle vier QUH Gemeinderäte, Wolf Adldinger (Grün) und auch der geschäftsleitende Beamte der Gemeinde, Alex Reil, oder die Berger Urgesteine Hans Hörl und Hans Oberrieder ... Viele unterschiedliche Gruppen wollten sich über die Möglichkeiten der kommunalen Energieversorgung informieren (nur die SPD fehlte ... entschuldigt).
Locker vom Hocker: Dr. Franz Sengl, grüner Stadtrat in Starnberg, der sich schon länger mit der "Rekommunalisierung der Energieversorgung" befasst
Es wurde - ganz im Sinne der QUH - kein trockener Fachvortrag. Franz Sengl erzählte leger, unaufgeregt und sachlich über die Vorteile der Rekommunalisierung der Energienetze. In Berg laufe die Lizenz für das Energienetz zwar erst 2017 ab, aber man müsse mit einer 4-jährigen Vorlaufzeit rechnen, so dass man in Berg gerade rechtzeitig dran sein.
Gerade wenn eine Gemeinde selbst Energie produziere, lohne sich das Projekt. Man bekomme dann nicht nur die 9,5 Cent Energie-Einspeisevergütung, sondern könne den Strom zum etwa doppelten Marktpreis verkaufen. Zwar stünden derzeit Rentabilitätsgrenzen von 20.000 Einwohnern in der Diskussion, dies sei aber - wie zum Beispiel in Waging - nicht Grundbedingung eines kommunalen Energiewerkes. Auch in Landshut arbeite das Stadtwerk - trotz Anlaufschwierigkeiten - profitabel.
Moderierte den Abend: Energieberater (und QUH-Mitglied) Uli Kupper aus Farchach
Bald schon ging der von Ulrich Kupper moderierte Abend in ein offenes Gespräch über, an dem sich auch Rupert Monn - bis vor wenigen Wochen noch eher ein Gegner der Rekommunalisierung - eifrig beteiligte. Tenor: Es ist nicht einfach, aber es würde sich sicher lohnen.
Mit den Worten "Wir sitzen im Oberland auf einem ungeheuren Schatz", leitete Franz Sengl den zweiten - geothermischen - Teil des Abends ein. Der grüne Stadtrat erzählte vom teils unsachlichen Widerstand gegen das Bernrieder Geothermie-Projekt, räumte ein, dass sich in Berg eine derartige Bohrung höchstens nebenan in Percha gemeindegrenzenübergreifend lohnen würde, dass sich aber - so wie bei der Windenergie jetzt - in wenigen Jahren schon die Situation gewandelt haben könnte. Der studierte Geologe Sengl erläuterte, dass nur ein Bereich von Ismaning bis südlich von Seeshaupt wirklich geothermisch nutzbar sei.
Jetzt liegen die Pläne auf dem Tisch: Hier könnte Berg seine eigene Energie erzeugen ... zu über 100%
Im dritten Teil der Veranstaltung erläuterte GR Ammer (QUH) kurz den gestern veröffentlichten und in Arbeit befindlichen "Sachlichen Teilflächennutzungsplan 'Windkraft'", der festschreibt, wo im Gemeindegebiet Windräder stehen dürfen (und wo nicht!). Im anschließenden Gespräch gab es durch den Bürgermeister so manche sensationelle Enthüllung. Da die betreffenden Gebiete größtenteils Staatsforst sind, habe man von Gemeindeseite her längst Vorsorge getroffen, dass dort nicht Investoren, sondern zuerst die Gemeinde selbst die Chance habe, Windräder zu errichten.
Es sei auch kein Geheimnis - so der Bürgermeister -, dass man bereits mit den Stadtwerken München in engem Kontakt stehe. "Zwei bis drei, höchstens vier Windräder" seien auf dem Areal wohl zu errichten. Uli Kupper ergänzte, dass ein Windrad ungefähr 1500 Haushalte mit Energie versorgen könne. Etwa 3000 Haushalte hat die Gemeinde. Aus dem Publikum wurden Fragen nach einer Bürgerbeteiligung laut. Damit jedoch nicht nur ein einziger, solventer Berger Bürger in das Windrad investiere, wurde vorgeschlagen, mit einer Deckelung der Beteiligung zu arbeiten.
Franz Sengl wunderte sich über die gemeinsame Front, die die Berger Kommunalpolitiker bei diesem Thema bilden: "Gibt es denn hier gar keine Gegner?" fragte er in die Runde ... und fand wirklich keine. Im Gegenteil: GR Ammer bezeichnete die Energiewende etwas pathetisch als die "unserer Generation auferlegte Aufgabe"; BM Monn bekannte, ihm seien "ein paar Windräder am Horizont" lieber als ein über Jahrtausende Strahlung produzierendes AKW hundert Kilometer weiter.
Wahrhaft eine wundersame Wandlung in unserer wundersamen Gemeinde, die mit einigem Geschick wirklich eine vernünftige energiepolitische Vorreiterrolle im Oberland spielen könnte. Als GR Ammer BM Monn am Ende scherzhaft die QUH-Mitgliedschaft anbot, lehnte dieser freilich freundlich ab, verwies aber darauf, dass er sich vor 3 Jahren auch noch nicht hätte vorstellen können, einmal für Windräder im Gemeindegebiet zu kämpfen ...
Nochmal in Gänze: Nur im ausgewiesenen Bereich - einem wenig von Spaziergängern genutzten Waldstück - sollen in Zukunft in Berg Windräder errichtet werden dürfen
Draußen der Sonnenuntergang, drinnen die Energiewende
Während draußen die Sonne glutrot im See verschwand, hatten sich ein Viertelhundert Interessierte gestern zur QUH-Veranstaltung über "Regenerative Energien, Geothermie & Windenergie" in der Gemeinde versammelt.
Im Publikum auffallend viele "Honoratioren": Bürgermeister Rupert Monn (EUW), die Ex-Gemeinderäte Eisenhut (CSU) & Jäger (Grün), alle vier QUH Gemeinderäte, Wolf Adldinger (Grün) und auch der geschäftsleitende Beamte der Gemeinde, Alex Reil, oder die Berger Urgesteine Hans Hörl und Hans Oberrieder ... Viele unterschiedliche Gruppen wollten sich über die Möglichkeiten der kommunalen Energieversorgung informieren (nur die SPD fehlte ... entschuldigt).
Locker vom Hocker: Dr. Franz Sengl, grüner Stadtrat in Starnberg, der sich schon länger mit der "Rekommunalisierung der Energieversorgung" befasst
Es wurde - ganz im Sinne der QUH - kein trockener Fachvortrag. Franz Sengl erzählte leger, unaufgeregt und sachlich über die Vorteile der Rekommunalisierung der Energienetze. In Berg laufe die Lizenz für das Energienetz zwar erst 2017 ab, aber man müsse mit einer 4-jährigen Vorlaufzeit rechnen, so dass man in Berg gerade rechtzeitig dran sein.
Gerade wenn eine Gemeinde selbst Energie produziere, lohne sich das Projekt. Man bekomme dann nicht nur die 9,5 Cent Energie-Einspeisevergütung, sondern könne den Strom zum etwa doppelten Marktpreis verkaufen. Zwar stünden derzeit Rentabilitätsgrenzen von 20.000 Einwohnern in der Diskussion, dies sei aber - wie zum Beispiel in Waging - nicht Grundbedingung eines kommunalen Energiewerkes. Auch in Landshut arbeite das Stadtwerk - trotz Anlaufschwierigkeiten - profitabel.
Moderierte den Abend: Energieberater (und QUH-Mitglied) Uli Kupper aus Farchach
Bald schon ging der von Ulrich Kupper moderierte Abend in ein offenes Gespräch über, an dem sich auch Rupert Monn - bis vor wenigen Wochen noch eher ein Gegner der Rekommunalisierung - eifrig beteiligte. Tenor: Es ist nicht einfach, aber es würde sich sicher lohnen.
Mit den Worten "Wir sitzen im Oberland auf einem ungeheuren Schatz", leitete Franz Sengl den zweiten - geothermischen - Teil des Abends ein. Der grüne Stadtrat erzählte vom teils unsachlichen Widerstand gegen das Bernrieder Geothermie-Projekt, räumte ein, dass sich in Berg eine derartige Bohrung höchstens nebenan in Percha gemeindegrenzenübergreifend lohnen würde, dass sich aber - so wie bei der Windenergie jetzt - in wenigen Jahren schon die Situation gewandelt haben könnte. Der studierte Geologe Sengl erläuterte, dass nur ein Bereich von Ismaning bis südlich von Seeshaupt wirklich geothermisch nutzbar sei.
Jetzt liegen die Pläne auf dem Tisch: Hier könnte Berg seine eigene Energie erzeugen ... zu über 100%
Im dritten Teil der Veranstaltung erläuterte GR Ammer (QUH) kurz den gestern veröffentlichten und in Arbeit befindlichen "Sachlichen Teilflächennutzungsplan 'Windkraft'", der festschreibt, wo im Gemeindegebiet Windräder stehen dürfen (und wo nicht!). Im anschließenden Gespräch gab es durch den Bürgermeister so manche sensationelle Enthüllung. Da die betreffenden Gebiete größtenteils Staatsforst sind, habe man von Gemeindeseite her längst Vorsorge getroffen, dass dort nicht Investoren, sondern zuerst die Gemeinde selbst die Chance habe, Windräder zu errichten.
Es sei auch kein Geheimnis - so der Bürgermeister -, dass man bereits mit den Stadtwerken München in engem Kontakt stehe. "Zwei bis drei, höchstens vier Windräder" seien auf dem Areal wohl zu errichten. Uli Kupper ergänzte, dass ein Windrad ungefähr 1500 Haushalte mit Energie versorgen könne. Etwa 3000 Haushalte hat die Gemeinde. Aus dem Publikum wurden Fragen nach einer Bürgerbeteiligung laut. Damit jedoch nicht nur ein einziger, solventer Berger Bürger in das Windrad investiere, wurde vorgeschlagen, mit einer Deckelung der Beteiligung zu arbeiten.
Franz Sengl wunderte sich über die gemeinsame Front, die die Berger Kommunalpolitiker bei diesem Thema bilden: "Gibt es denn hier gar keine Gegner?" fragte er in die Runde ... und fand wirklich keine. Im Gegenteil: GR Ammer bezeichnete die Energiewende etwas pathetisch als die "unserer Generation auferlegte Aufgabe"; BM Monn bekannte, ihm seien "ein paar Windräder am Horizont" lieber als ein über Jahrtausende Strahlung produzierendes AKW hundert Kilometer weiter.
Wahrhaft eine wundersame Wandlung in unserer wundersamen Gemeinde, die mit einigem Geschick wirklich eine vernünftige energiepolitische Vorreiterrolle im Oberland spielen könnte. Als GR Ammer BM Monn am Ende scherzhaft die QUH-Mitgliedschaft anbot, lehnte dieser freilich freundlich ab, verwies aber darauf, dass er sich vor 3 Jahren auch noch nicht hätte vorstellen können, einmal für Windräder im Gemeindegebiet zu kämpfen ...
Nochmal in Gänze: Nur im ausgewiesenen Bereich - einem wenig von Spaziergängern genutzten Waldstück - sollen in Zukunft in Berg Windräder errichtet werden dürfen
quh - 2011/05/19 00:06
Berger Energiezukunft
Danke - Uwe