Mittwoch, 18. November 2015

1118 Euro ...

… spendeten gestern die Besucher der QUH-Veranstaltung zu Syrien für Christian Springers "Orienthelfer". Es war ein denkwürdiger Info-Abend: vielen dürften bei der Komplexität des Referate die Ereignisse im nahen Osten noch verwirrender erscheinen als zuvor. Hier ein paar weitere Photos (HP Höck) und Aussagen des Abends:


Christian "Fonsi" Springer redete 45' frei und sichtlich erschüttert über sein Leben als Orienthelfer

Christian Springer über die syrischen Flüchtlinge: "Wenn wir ihnen kein Brot geben, wird das die Al Quaida tun. Ich bin entsetzt und wir alle schauen zu."

Über die Bombardierungen (von allen Seiten): "Es ist zufälligerweise immer ein Supermarkt, der bombardiert wird."

Über das Leben im Kriegsgebiet: "Wir leben hier seit unfassbaren 70 Jahren in Frieden. Im Nahen Osten lebt man lebenslang schon mit Krieg. Aber man läßt sich sein leben dadurch nicht beschädigen. - Am Wochenende wird trotzdem gefeiert."


Clemens Verenkotte referierte kundig über Syrien als Kampfplatz von Weltmächten, Religionen und nationalen Interessen

Clemens Verenkotte versuchte, das konfuse Machtgemenge in Syrien historisch zu erklären, wo eben nicht nur Assad gegen Aufständische, IS gegen beide, Russen gegen Aufständische, Franzosen und USA gegen IS sondern auch Saudi-Arabbien und Iran einen Stellvertreterkrieg führen und die Kurdenproblematik auch noch hereinspielt. Seine einschätzung: "Derzeit ist der Iran der große Gewinner."

Abschließend schlug der Ex-Korrespondent eine Umkehrung der Blickrichtung vor: "Wir sollten uns nicht darüber den Kopf zerbrechen, wie die Welt aussieht, wenn Assad den Krieg gewinnt, sondern wie sie aussieht, wenn wir dort gewinnen."


Dr. Philipp Pröttel (QUH), der Moderator des Abends, hat selbst schon in Syrien ausgegraben

Philipp Pröttel berichtete aus eigener Anschauung: "Syrien war vor 25 Jahren ein Staat, in dem nur noch die Älteren etwas mit dem Islam anfangen konnten. Die jüngeren haben auch im Ramadan gegessen und in eine Moschee sind beide nicht gegangen."

Begonnen hatte der Abend mit einer archäologischen Vorlesung über 5000 Jahren syrische Geschichte: von der Sesshaftwerdung über die Erfindung der Schrift. Prof. Michaela Konrad berichtete außerdem über Phänomene wie den "Heiligen Sergios", der von Christen und Muslimen gleichzeitig verehrt wurde und zeigte Bilder von der "Ideologischen Zerstörung" der Heiligtümer durch den IS.


Vlnr. die "Verantwortlichen" des Abends: Dr. Philipp Pröttel, Moderation, Christian Springer, "Orienthelfer", Prof. Michaela Konrad, Archäologin, Clemens Verenkotte, Nahost-Experte, sowie die veranstaltende QUH-Fraktion: Elke Grundmann, Harald Kalinke, QUH-Vorsitzender Jokl Kaske & Andreas Ammer

Engagement und Bürgersinn trotz Terror

Die aktuelle Entwicklung spielte herein: Immer wieder wurden bei der QUH-Veranstaltung zu Syrien im voll besetzten Berger Marstall die Ereignisse bekanntgegeben: das Fußballspiel abgesagt, evtl. Sprengstoff gefunden … über 200 Berger ließen es sich trotzdem nicht nehmen, an der Info-Veranstaltung zu Syrien teilzunehmen, bei der das Schicksal dieses Landes und der Menschen die dort leb(t)en, aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln beleuchtet wurde.


Die Archäologin Prof. Dr. Michaela Konrad berichtete von Syrien als der Wiege der Menschheit

Dem verblüffendsten Blick auf Syrien lieferte zu Beginn Prof. Michaela Konrad, die referierte, dass in Syrien nicht nur die Schrift erfunden wurde, sondern früher Moscheen und christliche Kirchen Wand an Wand existierten.


Dr. Clemens Verenkotte versucht das Machtgefüge in Syrien zu erklären

Schon der archäologische Ritt durch 5000 Jahre Kulturgeschichte Syriens, die mit der symbolischen Zerstörung von Palmyra durch den IS ein vorläufiges Ende gefunden hat, war keine wahrlich leichte Kost. Noch weniger das Referat des Nahost-Experten Clemens Verenkotte, der Anlass gab, alle einfachen Lösungen für Syrien Beiseite zu legen. In einer knappen halben Stunde stellte der Neu-Berger Verenkotte das komplexe Machtgefüge in der Region so komplex dar, wie es ist. Einfache Lösungen? Fehlanzeige: Dem seit gestern verschärften Bombardierungen erteilte der BR-Korrespondent eine klare Absage: "Luftkriege werden nichts bringen!"


Christian "Fonsi" Springer bereitet seinen Auftritt vor

Den Höhepunkt des Abends lieferte dann Christian Springer, der ehrlich und emotional wie sonst nie ein Helfer über die Absurditäten der Hilfsarbeit vor Ort berichtete. Er schilderte das Leben unter dem Terror, und wie der Libanon mit 5 Millionen Einwohnern über 1 Million syrische Flüchtlinge aufnehme. Er gestand, dass humanitäre Hilfe ein furchtbares Geschäft geworden ist. Selten wurde klarer, dass es im arabischen Raum keine einfachen Lösungen geben kann. Zur Verblüffung der Zuhörer erläuterte er, dass auch die Scharia ihre Vorzüge habe, erzählte von Gautinger Feuerwehrleuten, die er nach Beirut bringt und mahnte: "Es wird schwierig über den Winter dort die Menschen in den Flüchtlingslagern am Leben zu erhalten."


Über Syrien nachdenken: Dr Clemens Verenkotte, Prof. Michaela Konrad, Dr. Philipp Pröttel, der Moderator des Abends und Christian Springer, der "Orienthelfer"

Der Erlös des QUH-Abends kommt ohne Abzug den "Orienthelfern" zugute. Wir kommen auf die Inhalte der Referate zurück. Vive la Republique!

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Hier sehen Sie die Bekanntmachungen, die in den gemeindlichen Schaukästen aushängen - Zum Vergrößern bitte anklicken.





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