Morgen: Oskar Maria Grafs Rückkehr nach Berg
Heute, Donnerstag, findet in Berg im Katharina von Bora Haus (um 19.30) eine einzigartige Lesung statt.
Als Oskar Maria Graf, der stets behauptete, Hitler aus Schwabinger Künstlerkreisen persönlich gekannt zu haben, 1933 nicht unter den verbrannten Dichtern war, schrieb er seinen legendären Artikel "Verbrennt mich!": "Verbrennt die Werke des deutschen Geistes! Er wird unauslöschlich sein wie eure Schmach!" -
Münchner Studenten beherzigten den Wunsch umgehend im Innenhof der Münchner Universität. Von einem Faschingsball kommend war Oskar Maria Graf am 24.2.1933 da schon zuerst nach Wien und dann in das tschechische Brünn geflüchtet, wo das nebenstehende Photo entstand. 1938 musste Graf weiter nach New York ins Exil.
Es sollte 20 Jahre dauern, bis Graf 1958 zum ersten Mal wieder einen Fuß auf deutschen Boden setzen konnte. Zuerst brauchte er ein "Re-Entry-Permit" von den USA-Behörden und die amerikanische Staatsbürgerschaft. Für einen bekennenden Linken dauerte das nach Kriegsende noch 13 Jahre. Tagelang war Graf verhört worden. Erst 1958 konnte er anlässlich der 800-Jahr-Feier der Stadt München erstmals seine Heimat besuchen. Photos von seiner Ankunft am Flughafen München Riem zeigen, dass der Dichter sich in den 20 Jahren weder eine neue Hose noch einen neuen Janker hat leisten können.
20 Jahre später: "The same old Janker" - Der Bayerische Rundfunk interviewt OM Graf bei seiner Ankunft in München
Bekanntermaßen wurde der Besuch zu einem Desaster. Es gab keinen Empfang am Flughafen; Graf wurde aus dem Cuvilliés-Theater gebuht, weil er in seiner Krachledernen zur Lesung erschien; seine Veröffentlichungen in der DDR machten ihn verdächtig; in der Heimatgemeinde beäugte man ihn weiterhin kritisch als Nestbeschmutzer.
Grafs Wohnsitz "34 Hillside Avenue" in Upper New York heute. In dem Block mit 186 Appartements kostet eine 2 Zimmerwohnung derzeit ca. 1650 Dollar
Dass Graf überhaupt aus New York nach Deutschland kam, war Ergebnis einiger Intrigen, an denen auch die Berger Gemeindeverwaltung beteiligt war. QUH-Chef Andreas Ammer ist ihnen im Berger Archiv nachgegangen und hat dabei unveröffentlichte Briefe von Graf und die entsprechenden Antworten der Gemeinde an den Weltdichter aufgespürt.
Und dies ist die Schreibmaschine, Modell Smith Corona, mit der Graf in New York sowohl Weltliteratur wie "Das Leben meiner Mutter" als auch Briefe in die Heimat schrieb.
Auch Brigitte Reihl aus Berg, Erbin des "Schatzlbauern" Paul Huber, hat unveröffentlichte, auf dieser Schreibmaschine geschriebene Briefe gefunden, die dieser in den 50erjahren in die Heimat schickte: Hatte er Sehnsucht nach dem Dorf, aus dem er buchstäblich hinausgeprügelt worden war?
Zusammen werden Brigitte Reihl und Andreas Ammer morgen abend aus Anlass des 25-jährigen Jubiläums des evangelischen Gemeindezentrums aus diesen unveröffentlichten Briefen lesen. Sie werden dabei der ungelösten Frage nachgehen, ob Graf jemals plante, länger oder gar ganz in seine Heimat Berg zurückzukehren und was ihn mit dem Bürgermeister hier verband.
Aus dem QUH-Blog bereits bekannt ist die rätselhafte Freundschaft Oskar Maria Grafs mit dem Berger Bürgermeister Willy Gastl, der dem Dichter zum 70 Geburtstag in Berg (in Beisein des stellvertretenden Bürgermeisters Paul Huber) ein "Ehrentellerl" überreichte.
Weltdichter und Provinzbürgermeister (oder umgekehrt?)
Nur gerüchteweise war zu vernehmen, dass die - derzeit selbst im Exil sich befindende - "Brauerei Schloss Berg", die die Ehre hat, in "Das Leben meiner Mutter" vorzukommen, in Anerkennung von Grafs Lieblingsspruch "Das Bier ist gut hier!" den Zuhörern einen Kasten "eigenen Gebräus" spendieren wird.
Als Oskar Maria Graf, der stets behauptete, Hitler aus Schwabinger Künstlerkreisen persönlich gekannt zu haben, 1933 nicht unter den verbrannten Dichtern war, schrieb er seinen legendären Artikel "Verbrennt mich!": "Verbrennt die Werke des deutschen Geistes! Er wird unauslöschlich sein wie eure Schmach!" -
Münchner Studenten beherzigten den Wunsch umgehend im Innenhof der Münchner Universität. Von einem Faschingsball kommend war Oskar Maria Graf am 24.2.1933 da schon zuerst nach Wien und dann in das tschechische Brünn geflüchtet, wo das nebenstehende Photo entstand. 1938 musste Graf weiter nach New York ins Exil.
Es sollte 20 Jahre dauern, bis Graf 1958 zum ersten Mal wieder einen Fuß auf deutschen Boden setzen konnte. Zuerst brauchte er ein "Re-Entry-Permit" von den USA-Behörden und die amerikanische Staatsbürgerschaft. Für einen bekennenden Linken dauerte das nach Kriegsende noch 13 Jahre. Tagelang war Graf verhört worden. Erst 1958 konnte er anlässlich der 800-Jahr-Feier der Stadt München erstmals seine Heimat besuchen. Photos von seiner Ankunft am Flughafen München Riem zeigen, dass der Dichter sich in den 20 Jahren weder eine neue Hose noch einen neuen Janker hat leisten können.
20 Jahre später: "The same old Janker" - Der Bayerische Rundfunk interviewt OM Graf bei seiner Ankunft in München
Bekanntermaßen wurde der Besuch zu einem Desaster. Es gab keinen Empfang am Flughafen; Graf wurde aus dem Cuvilliés-Theater gebuht, weil er in seiner Krachledernen zur Lesung erschien; seine Veröffentlichungen in der DDR machten ihn verdächtig; in der Heimatgemeinde beäugte man ihn weiterhin kritisch als Nestbeschmutzer.
Grafs Wohnsitz "34 Hillside Avenue" in Upper New York heute. In dem Block mit 186 Appartements kostet eine 2 Zimmerwohnung derzeit ca. 1650 Dollar
Dass Graf überhaupt aus New York nach Deutschland kam, war Ergebnis einiger Intrigen, an denen auch die Berger Gemeindeverwaltung beteiligt war. QUH-Chef Andreas Ammer ist ihnen im Berger Archiv nachgegangen und hat dabei unveröffentlichte Briefe von Graf und die entsprechenden Antworten der Gemeinde an den Weltdichter aufgespürt.
Und dies ist die Schreibmaschine, Modell Smith Corona, mit der Graf in New York sowohl Weltliteratur wie "Das Leben meiner Mutter" als auch Briefe in die Heimat schrieb.
Auch Brigitte Reihl aus Berg, Erbin des "Schatzlbauern" Paul Huber, hat unveröffentlichte, auf dieser Schreibmaschine geschriebene Briefe gefunden, die dieser in den 50erjahren in die Heimat schickte: Hatte er Sehnsucht nach dem Dorf, aus dem er buchstäblich hinausgeprügelt worden war?
Zusammen werden Brigitte Reihl und Andreas Ammer morgen abend aus Anlass des 25-jährigen Jubiläums des evangelischen Gemeindezentrums aus diesen unveröffentlichten Briefen lesen. Sie werden dabei der ungelösten Frage nachgehen, ob Graf jemals plante, länger oder gar ganz in seine Heimat Berg zurückzukehren und was ihn mit dem Bürgermeister hier verband.
Aus dem QUH-Blog bereits bekannt ist die rätselhafte Freundschaft Oskar Maria Grafs mit dem Berger Bürgermeister Willy Gastl, der dem Dichter zum 70 Geburtstag in Berg (in Beisein des stellvertretenden Bürgermeisters Paul Huber) ein "Ehrentellerl" überreichte.
Weltdichter und Provinzbürgermeister (oder umgekehrt?)
Nur gerüchteweise war zu vernehmen, dass die - derzeit selbst im Exil sich befindende - "Brauerei Schloss Berg", die die Ehre hat, in "Das Leben meiner Mutter" vorzukommen, in Anerkennung von Grafs Lieblingsspruch "Das Bier ist gut hier!" den Zuhörern einen Kasten "eigenen Gebräus" spendieren wird.
quh - 2014/09/24 14:08