Bürgerforum

Freitag, 20. September 2013

Offener Brief an den Abwasserverband

"Die Flächenermittlung nimmt der Abwasserverband Starnberg vor", heißt es in der Infobroschüre. Nun, es ist kein repräsentatives Ergebnis, aber uns ist aus Berg bisher keine einzige korrekte Flächenermittlung für die neue "gesplittete" Abwassergebühr bekannt. In ALLEN uns bekannten Fällen sind die "Ermittlungen" zu hoch ausgefallen. Wie hoch die neue Gebühr ist, wird nicht verraten. Grund genug für 9 eindringliche Fragen an den Verbandsvorsitzenden Herrn Impelmann ... und den dringenden Ratschlag an die Bürger, sich Gedanken über die Art der Entwässerung ihrer Dächer zu machen.

Haus
Wer liegt denn da im Gemeinderats-Garten? - Flächenermittlung aus der Luft (Photo: Felsenstern)

Offener Brief an den Abwasserverband Starnberger See

Sehr geehrter Herr Impelmann,

gestatten Sie einem verblüfften Gemeinderat aus Berg folgende Fragen:

1. Es verdichtet sich der Eindruck, dass in Berg bei fast jedem, der ein Dach über dem Kopf hat, ungeprüft davon ausgegangen wird, dass er den Regen, vor dem ihn dieses Dach schützt, in den Abwasserkanal einleitet. Uns ist kein Fall bekannt, wo eigentlich vorgeschriebene Sickergruben berücksichtigt wurden. Wie kommen Sie zu diesen massenhaft falschen Einschätzungen, die leicht zu vermeiden gewesen wären?

2. Offensichtlich wurde für die Erhebung zwar Luftaufklärung betrieben, aber keine Nachforschung in der Gemeinde über mögliche Anschlüsse an Kanäle eingeholt. Warum nicht?

3. Wir gehen nach den Reaktionen, die wir bekommen, davon aus, dass eine Vielzahl der Flächenermittlungen des Abwasserverbandes für Berg falsch ist und zu teilweise grotesk überhöhten Werten kommt. Ihr Rechtsbeistand hat erläutert, dass der BÜRGER nachweisen muss, dass er NICHT in den Kanal entwässert. Wieso dreht man hier die Unschuldsvermutung um?

4. Wie hat sich ein Bürger diesen Nachweis juristisch sauber vorzustellen?

5. Seeshaupt wurde von solchen "Unterstellungen" anscheinend ganz verschont. Wieso? Fließt dort das Wasser von den Stellplätzen nicht auf die Straße?

6. Wie erklären Sie es sich, dass es bei der Berechnung sogar zu peinlichen Rechenfehlern kommt? Benutzen Sie dazu keine Computer?

7. Wieso wird nicht wenigstens ein Hinweis gegeben, in welcher Spanne sich die neue, zusätzliche Gebühr pro qm bewegen könnte; bei der Brauchwassergebühr "sickerte" immerhin ein Betrag um die 2,70€ / Kubikmeter durch?

8. Bei der Überfliegung wurden Aufnahmen von Gärten und Terrassen gemacht. Hat ein Bürger die Möglichkeit diese Aufnahmen seines Grundstücks einzusehen und auf Peinlichkeiten zu überprüfen oder gebührt das Privileg des Einblicks in die Privatsphäre Ihren Mitarbeitern?

9. Warum wurden die Bürger - bei einer so knappen Einspruchsfrist - nicht vorab gründlicher informiert?

Wir freuen uns als Unterstützer des Abwasserverbandes auf Ihre Antwort, die wir gerne veröffentlichen werden. Da schon am 14.10. die Einspruchsfrist endet und Sie offensichtlich davon ausgehen, dass die Bürger bis dahin intensive Forschungen im Kanalsystem betreiben, würden die Bürger von Berg sich über eine umgehende Antwort auf diese Fragen sehr freuen.

Ihr
Dr. Andreas Ammer für QUH-Fraktion, Berg
Elke Grundmann, Dr. Joachim Kaske, Elke Link


(Mehr zum Thema weiter unten: http://quh.twoday.net/stories/achtung-falsche-berechnungen-der-neuen-abwassergebuehr/ )

Mittwoch, 18. September 2013

Achtung! falsche Berechnungen der neuen Abwassergebühr

Mit der Überschrift "Die gerechte Gebühr" wird für eine gute Sache geworben: die Übergabe der Abwasserproblematik an den gemeinsamen "Abwasserverband" der Seegemeinden (die QUH berichtete u.a. hier: http://quh.twoday.net/stories/453144930/ ). Gerecht ist: eine Berechnung der Abwassergebühr nach wirklicher Inanspruchnahme. Bisher wurde bei der Gebührenberechnung nicht nach Schmutz- und Regenwasser getrennt. Nun soll die Gebühr gesplittet werden - die Abwassergebühr wird wohl etwas erhöht, die neue Regenwassergebühr soll nur zahlen, wer die Niederschläge in den Kanal einleitet und nicht auf dem Grundstück versickert.

IMG_0001

Ende der letzten Woche wurden an die Berger Grundstücksbesitzer "Flächenermittlungen" geschickt, die der zukünftigen Abwassergebühr zu Grunde liegen werden. Über die tatsächlichen Gebühren schweigt man sich noch aus. Ungerecht ist: Erste Überprüfungen haben ergeben, dass es in diesen ersten Anschreiben zur Flächenermittlung, die größtenteils nur auf Luftaufnahmen von Aufklärungsflügen über den Privatgrundstücken basieren, von Fehlern wimmelt.

IMG_9998
Der Abwasserverband fordert dazu auf die "Annahmen" zu korrigieren

Weder stimmen überall die Besitzverhältnisse, allzu oft wird - entgegen der Sachlage - davon ausgegangen, dass Dachflächen prinzipiell in den Kanal entwässert werden (was in Berg, wo Versickerung auf dem eigenen Grundstück eigentlich Vorschrift ist, eher der Ausnahme entsprechen dürfte). Peinlich: es gibt sogar offensichtliche Rechenfehler, alle uns bekannten Fehler waren zu Ungunsten der Verbraucher:

Abwasserflaechen
Ein Gartenhaus mit 11qm (D2) mit begrüntem Dach (Faktor 0,5), das voll in den Garten entwässert wird (Faktor 0) und deshalb kein Abwasser und somit keine Gebühren verursacht, wird vom Abwasserverband mit 5qm angesetzt.

Der Abwasserverband fordert dazu auf, die brieflich gemachten Annahmen, die stellenweise "Unterstellungen" sind, zu korrigieren. Wir würden dringend zur genauen Überprüfung auffordern. In einem Fall wurden über 750qm angenommen, die in den Kanal entwässert werden. Tatsächlich dürfte es sich um ca. 30 qm handeln, die wirklich in den Kanal abfließen. Eine erstaunliche Fehlerquote von mehr als 2500%!

Die Einspruchsfrist dauert nur noch bis zum 14.10.! Der Abwasserverband ist unter der Nummer 08151-90882-881 zu erreichen. Auskünfte darüber, ob Ihr Haus an die Kanalisation angeschlossen ist, erteilt nach bestem Wissen die Gemeinde, wo der Abwasserverband selbst offensichtlich nicht nachgefragt hat.

Wenn Ihre Abrechnung auch nicht stimmt, schreiben Sie uns:
quh@quh-berg.de

Dienstag, 17. September 2013

Florian Berg 47

P1100176

Sein Name ist "FLorian Berg 47" und es ist mehr als ein Spielzeug ...

P1100172

... das neue Feuerwehrauto der Freiwilligen Feuerwehr von Berg, das am Wochenende gefeiert und geweiht wurde, nachdem es im Sommer (allerdings erst nach der Flut) schon einige Einsätze bravourös überstanden hat.

P1100166
Ehrenämtler beim Feiern

Es ersetzt seinen über 40-jährigen Vorgänger Florian Berg 43, der sich bereits nicht mehr im Eigentum der Gemeinde befand, sondern dem Feuerwehrverein Berg gehört, trotzdem wacker beim Arbeiten half, am Ende doch machmal mit Anlasserproblemen zu kämpfen hatte, was gerade bei einem Feuerwehreinsatz natürlich eher nicht passieren sollte:

P1100167
Über 40 Jahre Dienst an der Gemeinde: Florian Berg 43

Einstimmig hatte der Gemeinderat im letzten Jahr die - nach einem von den Berger Feuerwehren gemeinsam vorgelegten Investitionsplan ( vgl.… http://quh.twoday.net/stories/6-neue-waegen-fuer-5-feuerwehren/ ) - die dringend nötige Anschaffung des neuen Fahrzeuges genemigt.

Montag, 16. September 2013

Vorläufiges Endergebnis der Berger Wahl

P1100189

Mit ihrem Wahlplakat, auf dem nicht einmal der Name des Kandidaten stand hat die CSU auch in Berg einen Kantersieg errungen und die "Watschn"-Wahl 2008 vergessen gemacht. Bei einer erfreulich hohen Wahlbeteiligung von 71,2% erhielt sie in unserer Gemeinde über die Hälfte der abgegebenen Stimmen. Der FDP half alles Plakatieren nichts. Das Ergebnis der Gemeinde Berg im Vergleich zu 2008 und zu ganz Bayern:

CSU ........... 51,4% ... (+8% zu 2008 / + 2,7% gegenüber Bayern)
SPD ........... 16,2% ... (+2,6% 2008 / - 4,3% gegenüber ganz Bayern)
GRÜNE ....... 9,0% ... (-1,8% 2008 / + 0,6% gegenüber Bayern)
FW ............. 6,5% ... (2008 in Berg nicht angetreten / -2% Bayern)

Nicht in den Landtag gewählt wurden:
FDP ............. 9,0% (-10,7% 2008 / +6,8% bayernweit, nicht im Landtag)
Bayernpartei . 3,3%
ÖDP ............. 1,8%
PIRATEN ....... 1,5%
LINKE ........... 0,7%

Die Erststimmenanteile aus Berg im folgenden Artikel. Bitte scrollen Sie auch weiter runter, um die Arbeit unserer Wahlhelfer, die zur Stunde noch die Bezirkstagswahl auszählen müssen, zu honorieren oder um herauszufinden, woher wir um 18 Uhr schon das Ergebnis wußten.

Das genaue Ergebnis aller Gruppierungen und Parteien findet sich hier:
http://www.gemeinde-berg.de/index.php?id=2402,177

Nachtrag (Stand 1 Uhr nachts, 2 von 9 Bezirkstags-Stimmbezirken ausgezählt): Die Auszählung für den Bezirksrat ist noch lange nicht beendet. Sissi Fuchsenberger (SPD) scheint sich mit gut 20% achtbar geschlagen zu haben (und geschlagen geben müssen); direkt gewählt wird auch hier wohl der CSU-Kandidat Harald Schwab mit über 47%.

Nachtrag 2.30 Uhr: 8 von 9 Berger Stimmkreisen sind ausgezählt. Keine entscheidende Veränderung.

Sonntag, 15. September 2013

Das Ergebnis der Berger Erststimmen (Direktwahl zum Landtag)

Mit einem Vorsprung von fast 35% vor Tim Weidner von der SPD ist die Feldafinger CSU-Politikerin Dr. Ute Eiling-Hütig "unsere" Frau im Landtag. Die Berger Ergebnisse in einzelnen:

Die CSU mit Dr. Ute Eiling-Hütig kommt auf 48.7%, das entspräche recht genau dem Ergebnis ihrer Partei im Land (derzeit ebenfalls 48.7%); ist aber - trotz ihrer 1981 Stimmen - etwas schlechter als das Ergebnis der CSU in Berg (51,4%).

Tim Weidner (SPD) holt 13,8%, das sind nur 563 Stimmen und über 7% weniger als seine Partei im Land und sogar 2,4% weniger als seine Partei in der Gemeinde ... kein sehr gutes Ergebnis für den Starnberger.

Das kann eher Marina Neubauer mit den GRÜNEN mit 10,4% für sich verbuchen. Sie liegt 2% über dem Parteitrend (ca. 8,4% im Land, 9% in der Gemeinde) auf einem guten dritten Platz.

Trotz 10,1% für den ehemaligen Wirtschaftsminister Martin Zeil von der FDP (etwa 7% mehr als seine Partei landesweit) ist es ein desaströses Ergebnis und das Ende seiner Ministerkarriere.

Auch Albert Luppart von den Freien Wählern, 7,8%, schneidet als fünfter der Wahl zugleich etwas schlechter und etwas besser ab als seine Partei (landesweit derzeit 8,6%; in Berg nur 6,5%).

Die QUH, die den ganzen Tag ehrenamtlich über die Wahl berichtete, trägt auch einen kleinen Sieg davon: sie hatte heute in Berg - abgesehen natürlich von der CSU - mehr Leser als die einzelnen andere Parteien Wähler.

Demokratie macht Arbeit

P1100199Im Fernsehen werden schon die Sieger gefeiert, die Verluste beklagt ... in Berg wird noch fleißig gezählt. Obwohl von der ersten Sekunde an (Punkt 18:00 Uhr) die absolute Mehrheit für die CSU und ihren Chef Horst "Wir-wollten-gewinnen-und-wir-haben-gewonnen" Seehofer als Prognose feststand, muss in Berg noch fleißig gezählt werden. Allerdings läßt auch hier, in der einstigen FDP-Hochburg, der Blick auf die niedrigen Stimmzettelstapel der ehemaligen Regierungspartei keine Änderung des Ergebnisses mehr erwarten. Berg scheint im Trend zu liegen. Mehr noch, die CSU könnte hier sogar nach dem ersten Anschein mehr als 50% der Stimmen erreichen.


P1100197
Zählen, wenn andere schon feiern: Großeinsatz für Ehrenämter

Besonders fleißig müssen die Wahlhelfer bei der Briefwahl sein. Während in anderen Wahllokalen der Gemeinde bereits die einzelnen Stimmen auf die zukünftigen Abgeordneten verteilt werden, ist man in der OMG-Schule Aufkirchen, wo die Briefwahl ausgezählt wird, noch mit dem Öffnen der Briefflut beschäftigt ... und dann kommt ja erst noch die Bezirkstagswahl!

P1100198
Die Demokratie braucht Brieföffner

Ein inniger Dank an all die Wahlhelfer, die an diesem Wochenende die Mühsal einer funktionierenden Demokratie vorleben. Mit einem Ergebnis der Wahl für Berg wird nicht vor 23 Uhr gerechnet. Wie die erstaunlich exakte Prognose zu Stande kam, dazu der nächste Artikel.

Wir wissen, was Sie gewählt haben

Die Wahllokale haben geschlossen. Die zahlreichen Wahlhelfer sind am auszählen, doch die erste Prognose für den Wahlausgang ist bereits da. Wie kommt das? Antwort darauf bekam man heute vor dem Wahllokal in Kempfenhausen. Es gehörte zu den ausgewählten Wahllokalen in denen die "Forschungsgruppe Wahlen" im Auftrag des ZDF die Wählerbefragungen nach dem Urnengang durchführte. Sie trägt dazu bei, dass heute Punkt 18 Uhr bereits die ersten Trendmeldungen existieren.

P1100186
Befragten jeden 3. Wähler in Kempfenhausen: Wahlforscher bei der Arbeit

Auf einem Zettel sollte jeder 3. Wähler anonym sein Wahlverhalten verraten. Im Abstand einiger Stunden - zuletzt um 17.55 Uhr - wird das Ergebnis der Umfrage schon vor Schließung der Wahllokale an die Zentrale weitergeleitet, wo dann der erste Trend errechnet wird.

P1100188
"Wahlzettel" der Forschungsgruppe Wahlen

In den anderen Berger Wahllokalen bildeten sich - wegen der doch recht umfangreichen Wahlzettel - teilweise sogar längere Schlangen.

P1100185
Berg gibt seine Stimme ab: Wähler im Berger Rathaus

P1100180
Wahllokal Heck'scher Klinik: der erste Wähler früh am Morgen berichtete von Schmerzen an der Milz

Freitag, 23. August 2013

Wer soll was bezahlen?

Wie berichtet ( http://tinyurl.com/l72ras9 ) ist Berg - wie alle anderen Seegemeinden - dem neuen Abwasserverband Starnberger See beigetreten. Ein sinnvoller Schritt. Dem Verband werden ab nächsten Jahr alle Kanäle rund um den See überschrieben. Er wird dann auch die Abwassergebühren erheben (und erhöhen). Derzeit betragen sie in Berg 2,13 €/Kubikmeter. In ersten Hochrechnungen erwartete man von Verbandsseite aus (der Verband darf keinen Gewinn machen) eine Erhöhung auf ca. 2,70 €. Man versichert uns, die Erhöhung wäre sowieso gekommen.

IMG_1567
Problem "Fremdwasser"

Derzeit stellt der Abwasserverband den Gemeinderäten sein Konzept vor. Manchmal passiert das in öffentlicher Sitzung - wie laut Presseberichten in Bernried. Manchmal in nicht-öffentlicher Sitzung - wie unlängst in Berg, was wenig verwundert, ist doch unser BM Monn der Vorsitzende des Verbandes. Im September ist eine große Pressekampagne geplant (wer zahlt eigentlich die?), mit der die Seebürger informiert werden sollen.

Spannend wird vor allem die Frage, wieviel Kosten auf den einzelnen Bürger sonst noch zukommen. Schon im letzten Jahr hieß es, dass es zusätzlich zur um ca. 25% erhöhten Abwassergebühr eine "Fremdwassergebühr" geben werde.

Zur Erinnerung: Als "Fremdwasser" bezeichnet man im Abwasserbereich das Regenwasser, das statt zu versickern - eigentlich widersinnig - über die Abwasserkanäle abgeführt wird (Info: http://www.av-sta-see.de/fremdwasser.htm ) und so das gemeinsame Klärwerk vor große Probleme stellt.


Der Feind der Kläranlagen

Wer sein Regenwasser also nicht auf seinem Grundstück versickern kann, muss zukünftig zusätzlich zahlen. Wie diese zweite Gebühr erhoben werden wird? Wer sie bezahlen muss? Wer - weil er sein Regenwassser ordentlich auf eigenem Grund versickert - davon verschont wird? Wie man sich gegen evtl. falsche Bescheide wehren kann? - All das ist derzeit (außer man ist Bernrieder) "nicht-öffentlich". Im September sollen es die Bürger hoffentlich erfahren.

Kleiner, geheimer QUH-Tip vorab: Wer es nicht weiß, sollte sich schon einmal kundig machen, wie er auf seinem Grundstück eigentlich das Regenwasser wohin abführt.

Sonntag, 19. Mai 2013

Fünfzig Tage, ein Prozent

Vienna_Karlskirche_frescos4b Es gibt Fragen, die das Leben stellt. Fragen, die die QUH stellt. Und Fragen, die man sich selbst stellt. Genau dies tat Johannes Habdank, Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Berg. Er nahm die Schlagzeilen der vergangenen Wochen zum Anlass, sich in Form eines fiktiven Interviews Gedanken über Finanzielles und die Zahlungsmoral seiner Schäflein zu machen. Er hat das Selbstgespräch der QUH zur Verfügung gestellt, das wir ungekürzt veröffentlichen.

Das liebe Kirchgeld, oder: Steuerhinterziehung in der Kirche
Viele Kirchenmitglieder bei uns zahlen Kirchensteuer, aber nicht ihr Kirchgeld. In Bayern beträgt der Kirchensteuersatz nur 8 %, überall sonst in Deutschland 9 % von der Lohn- und Einkommensteuer. In Bayern steht das 9. Prozent den Kirchengemeinden direkt zu. Sie wollen es als „Kirchgeld“ einmal im Jahr haben, bekommen es aber oft nicht.


X: Herr Habdank, derzeit steht verstärkt das Thema Steuermoral und –ehrlichkeit in den Schlagzeilen – Steuerhinterziehung! Was sagen Sie dazu?
Habdank: Steuerhinterziehung gibt es wahrscheinlich, seitdem es Steuern gibt. Das Thema wird gerade jetzt wieder sehr hoch gehandelt, auch wegen der Wahlkämpfe. Natürlich ist Steuerhinterziehung ein Straftatbestand. Öffentlich an den Pranger gestellt werden mit Vorliebe irgendwelche gesellschaftlich relevanten Spitzenverdiener oder sogenannte Besserverdienende aus medienträchtigen Zusammenhängen – Journalisten und prominente Medienvertreter selbst allerdings sind nie im Visier … .
X: Die Geringverdienenden spielen für Sie keine Rolle?
Habdank: Aus kirchlicher Sicht spielen die Geringverdienenden als Finanzquelle natürlich keine Rolle, weil sie praktisch nichts zahlen müssen. Im Gegenteil: Wir in Berg unterstützen aus Kirchensteuer- und Spendenmitteln jedes Jahr eine ganze Reihe bedürftiger Menschen in Berg, etwa Familien zu Weihnachten, damit auch deren Kinder Geschenke bekommen können, und das unabhängig von Konfession und Religionszugehörigkeit.
X: Und wo ist Ihr Problem mit den Normal- und Besserverdienern?
pfarrer-habdankHabdank: Also ich habe kein persönliches Problem mit ihnen. Zu den relativ Gutsituierten gehöre ich ja selber auch und zahle meine Kirchensteuern. Und das Kirchgeld, Höchstsatz 110,- € . Aber ein dienstliches Thema als Pfarrer dieser Kirchengemeinde habe ich mit allen, die ihr Kirchgeld einfach nicht zahlen. Das ist glatte Steuerhinterziehung!
X: Ein hartes Wort! Was tun Sie dagegen?
Habdank: Ich kann im Grunde nur appellieren, dass alle kirchensteuerpflichtigen Gemeindemitglieder ihr 9. Prozent, das sie überall anders in Deutschland automatisch abgezogen bekämen, gesetzes- und pflichtgemäß an unsere Gemeinde überweisen, nach Selbsteinschätzung auf Vertrauensbasis. Und das sind gestaffelt 5 bis 110,- € einmal im Jahr. Gerade gut und besser Verdienende wären in anderen Bundesländern mit weit mehr dabei!
X: Beispiel?
Habdank: Nehmen wir an, jemand hat 50 Tausend € Einkommensteuerlast, dann zahlt er 4.000,- € Kirchensteuern (8%), in anderen Bundesländern 500,- € mehr. Bei unserer Kirchgeldregelung zahlt er aber für das 9. Prozent nur maximal 110,- € Kirchgeld. Ich vermute, das machen sich die Leute gar nicht so recht bewusst! Etwa die Hälfte der kirchensteuerpflichtigen Kirchenmitglieder zahlen diesen vergleichsweise geringen Betrag nicht, der aber für uns sehr wichtig wäre! Nochmal: Das ist Steuerhinterziehung!
X: Wie ahnden Sie das? Sie könnten mahnen oder gegebenenfalls das Kirchgeld vor Gericht einklagen!
Habdank: Es ist, wie es ist: Die Austrittsschwelle ist sehr niedrig bei vielen. Gerade die, die sehr gut verdienen, zahlen ja auch schon mit 8 % Kirchensteuern sehr viel. Wovon unsere Gemeinde aber praktisch nichts sieht. Und: wir wissen vor Ort gar nicht, wer tatsächlich in welcher Höhe kirchensteuerpflichtig ist. Das läuft alles über die Landeskirche respektive das Kirchensteueramt.
X: Sie wissen das nicht?
pfarrer3Habdank: Nein. Ist ja vielleicht auch manchmal besser so in Berg. Dann kann ich jeden gleichbehandeln, ohne Ansehen seines Kontos. Fakt ist: Die Kirchensteuer wird zentral vereinnahmt und über einen bestimmten Schlüssel von der Landeskirche an die Gemeinden verteilt. Das ist ein gigantisches Umverteilungssystem. Es werden finanziell und sozial schwächere Gemeinden in Bayern von unseren Gemeindemitgliedern mitfinanziert. Das mag ja gut sein, aber: Wir sind eben eine kleine, feine Gemeinde hier in Berg, und haben praktisch nichts davon.
X: Wie meinen Sie das?
Habdank: Fein, was die Kirchensteuersumme betrifft, die von unseren Gemeindemitgliedern insgesamt in uns ungekannter Höhe an die Landeskirche abgeführt wird. Klein, was die Zuweisung der Mittel aus dieser gesamtbayerischen Summe betrifft, weil wir nur ca. 1330 Gemeindemitglieder zählen. Es handelt sich um wertvolle ca. 33.000,- €. Unser Haushalt hat ca. 100.000,- Gesamtvolumen. Bisher gehen jährlich nur 15.000,- € an Kirchgeld ein. Den Rest müssen wir durch freiwillige Spenden erwirtschaften, also über 50.000,- €.
X: Etwa 1330 Gemeindemitglieder, haben Sie gesagt. Da sind ja auch Kinder und sozial Schwache dabei. Wie viele Evangelische in Berg müssen denn Kirchgeld zahlen?
Habdank: Wir schicken jedes Jahr ca. 1100 Kirchgeldbriefe raus. Ein Teil der Angeschriebenen fällt nach Selbsteinschätzung unter die Grenze des Grundfreibetrags und muss kein Kirchgeld zahlen.
X: Wie viele zahlen denn dann Kirchgeld?
Habdank: Im Mittel der letzten Jahre haben jährlich 300 Personen Kirchgeld überwiesen. Das ist zwar schon sehr viel, aber wahrscheinlich noch nicht einmal die Hälfte derer, die zahlen müssten. Mehr als die Hälfte hinterzieht den fälligen Betrag einfach durch Nichtzahlen. Und das schmerzt, denn es geht ja nicht um irgendeine anonyme Geschichte, wofür man das Geld geben soll, sondern es geht um das, was hier vor Ort gebraucht und sinnvoll verwendet wird, für ein vielfältiges und ansprechendes Programm und Gemeindeleben! Und dann gibt´s dafür auch noch eine Spendenbescheinigung mit Original-Unterschrift des Pfarrers! Herz, was willst Du mehr …
pfarrer-2
X: Nochmal: Was tun Sie dagegen?
Habdank: Streng genommen müsste man rechtlich dagegen vorgehen. Aber das tun wir nicht, weil das Problem ist: aus der Kirche kannst du austreten, anders als beim Staat, außer du wanderst aus oder nutzt eine sogenannte Steueroase. Wir sind, was die Kirchenmitgliedschaft und die mit ihr verbundenen Pflichten betrifft, faktisch im Freiwilligkeitsstatus, mit allen Vor- und Nachteilen. Alles Gerede über zu große Staatsnähe der Kirche beim Thema Kirchensteuer und Kirchgeld ist billige antikirchliche Polemik.
X: Was Sie tun!?
Habdank: Was ich tue? Ich kann Ihnen nur danken für die Veröffentlichung dieses Interviews und hoffen, es lesen viele Kirchgeldhinterzieher, um künftig freudig zu zahlen! Kirchgeld ist ein Bestandteil der Kirchensteuer – in Bayern vergleichsweise günstig – und bleibt direkt hier bei uns und stärkt unsere Gemeinde, jeder Euro! Hab Dank!

(Fotos: Iradj Teymurian)

Dienstag, 16. April 2013

Bürgerversammlung 2013 - Herr Schmidt, Enzianweg, Aufkirchen

Herr Schmidt wohnt seit 14 Jahren in Aufkirchen ...

schmidt

... und beobachtet seit Jahren eine Verschärfung der Verkehrssituation auf der Oberlandstraße. Besonders schlimm schildert er die Situation an der "Wallstreet" von Aufkirchen, gemeint ist damit wohl die Einmündung des Marienplatzes in Aufkirchen auf die Oberlandstraße. Dort durchgeführte Verkehrskontrollen sind schon weithin sichtbar und wohl wenig nützlich. Herr Schmidt regt an, wenigstens wieder ein 50er Schild anzubringen.

BM Monn bestätigt eine Zunahme des Verkehrsaufkommens. Kontrollen an neuralgischen Stellen wie in Aufkirchen würden natürlich schnell als Abzocke gewertet.

aufgeregter-polizeichef

PHK Reller reagiert ziemlich aggressiv auf Herrn Schmidts Anregung. Weist weit von sich, dass die laxen Verkehrskontrollen von seiner Dienststelle durchgeführt würden und fordert Herrn Schmidt, der ihm auch nach zehn Jahren Dienst in Starnberg nicht bekannt sei, auf, sein Problem doch möglichst vor dem Ende seiner Dienstzeit in Starnberg nochmals persönlich bei ihm vorzutragen.

Herr Schmidt stellt klar, dass sein Anliegen keineswegs ein Angriff auf die Polizei sein sollte.

QUH

QUH Suche

 

Litfaß-Säule

KdM-1601-web

Aktuelle Beiträge

Re: Research on Things...
ammer - Di, 15.5.18, 14:52
Fw: Update your account
ammer - Sa, 12.5.18, 20:26
Research on Things to...
ammer - Sa, 12.5.18, 20:26
Re: Research on Travel...
ammer - Mi, 7.2.18, 18:12
Research on Travel Tips
ammer - Do, 1.2.18, 15:40

QUH-Count

Besucher

Blogger Status

Du bist nicht angemeldet.

Die QUH ist vom Eis!

Liebe QUH-Blog-Leser/innen,

wir haben hart gearbeitet. 4.520 Artikel, 5.105 Kommentare & Antworten sowie 9.156 Bilder sind nun erfolgreich auf unsere neue QUH-Weide umgezogen. Wir danken allen, die dies durch ihre Spenden möglich gemacht haben.

Kommen Sie mit und passen Sie das Lesezeichen Ihres Browsers an unsere neue Webadresse http://quh-berg.de an.

Zum neuen QUH-Blog »